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Politik: Arbeitsunfälle nehmen zu – weil mehr Menschen arbeiten

Berlin - Auf den ersten Blick scheinen die Angaben widersprüchlich. Die Zahl der Arbeitsunfälle sei im vergangenen Jahr um 1,8 Prozent gestiegen, meldete der neue Spitzenverband der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung .

Berlin - Auf den ersten Blick scheinen die Angaben widersprüchlich. Die Zahl der Arbeitsunfälle sei im vergangenen Jahr um 1,8 Prozent gestiegen, meldete der neue Spitzenverband der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung . Gleichzeitig sei das Risiko, einen solchen Unfall zu erleiden, gesunken – um 0,7 Prozent. Dass beides zusammengeht, hängt mit dem wirtschaftlichen Aufschwung zusammen. Im Jahr 2006 waren mehr Menschen in Arbeit als noch ein Jahr zuvor, und sie arbeiteten im Schnitt auch länger. Infolgedessen stieg die absolute Zahl der Arbeitsunfälle von 931 932 auf 948 546 – obwohl sich die Quote von 27,1 auf 26,9 Unfälle je 1000 Vollarbeiter verringerte.

Allein am Bau sank die Unfallquote um fast elf Prozent, und die Zahl der Unfälle, die zu dauerhafter Erwerbsminderung führten, ging in fast allen Branchen zurück. „Prävention zahlt sich aus“, sagte Verbandsgeschäftsführer Joachim Breuer. In punkto Sicherheit lägen deutsche Arbeitsplätze europaweit auf dem „absoluten Spitzenplatz“. Die Zahl der tödlichen Unfälle allerdings stieg von 656 auf 711, und es ereigneten sich auch 3,3 Prozent mehr Wegeunfälle – was die Arbeitgeber in ihrem Bemühen bestärken dürfte, diese Unfälle aus dem Leistungskatalog herauszubekommen. Das Ausgabevolumen hierfür beläuft sich immerhin auf 16 Prozent.

Auf nach wie vor „extrem hohem Level“ liegt laut Breuer die Zahl der tödlich verlaufenden Berufskrankheiten. 2510 Todesfälle wurden hier 2006 gemeldet. Das Risiko, an einer Berufskrankheit zu sterben, sei fast 3,5mal so hoch wie das eines tödlichen Arbeitsunfalls, sagte der Geschäftsführer. In drei von vier Fällen handle es sich um die Folge von Asbestvergiftung. „Diese riesige Last werden wir noch acht bis zehn Jahre mit uns herumtragen.“

Heftige Kritik übte der Spitzenverband an den Reformplänen der Regierung beim Leistungsrecht. Die Folge wäre ein weit höherer Verwaltungsaufwand, warnte Verbandschef Hans-Joachim Wolff. „Ein Bürokratie-TÜV würde dem Arbeitsministerium für dieses Konzept Fahrverbot erteilen.“ Vorgesehen ist etwa, Leistungen künftig nicht mehr pauschal zu gewähren, sondern exakt am jeweiligen Erwerbsschaden zu bemessen. Auch Nebeneinkünfte von Unfallrentnern sollen mit verrechnet werden. Heftig wehrt sich der Verband zudem gegen die Absicht, ihn in eine Körperschaft öffentlichen Rechts umzuwandeln. Selbstverwaltung dürfe in Deutschland nicht nur Gegenstand von Sonntagsreden sein, sagte Breuer.

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