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Politik: Argentinier wird Chefankläger in Den Haag Ex-Anwalt Ocampo für Amt beim Internationalen Strafgericht benannt

Brüssel. Ein Ausschuss der Vertragsstaaten des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) in Den Haag hat sich auf den Argentinier Luis Moreno Ocampo als Kandidaten für das Amt des Chefanklägers geeinigt.

Brüssel. Ein Ausschuss der Vertragsstaaten des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) in Den Haag hat sich auf den Argentinier Luis Moreno Ocampo als Kandidaten für das Amt des Chefanklägers geeinigt. Die als Favoritin geltende Chefanklägerin des Internationalen Jugoslawien-Tribunals, Carla del Ponte, ist damit aus dem Rennen. Die Wahl muss von der Versammlung der Vertragsstaaten des ICC am 21. April allerdings noch offiziell bestätigt werden.

Ocampo ist ein über Lateinamerika hinaus bekannter Anwalt, Bürgerrechtler und Buchautor und spielte eine wesentliche Rolle bei der Demokratisierung Argentiniens nach der Ablösung der Militärdiktatur. Geboren in Buenos Aires, absolvierte er an der dortigen Universität ein Jurastudium und wurde Staatsanwalt. Er vertrat 1985 neben anderen die Anklage gegen führende Junta-Mitglieder und den früheren Polizeichef von Buenos Aires. Er war zweiter Ankläger im Prozess gegen den früheren Chef der Militärjunta und Präsident Argentiniens, General Videla. 1987 übernahm er die Anklage der Verantwortlichen des Falkland-Krieges und die Putschisten von 1988. Außerdem ermittelte er in mehreren großen Korruptionsskandalen. 1992 gab er sein Amt als Staatsanwalt auf, eröffnete eine Anwaltspraxis und spezialisierte sich auf den Kampf gegen Korruption. Seither berät er große Organisationen und Firmen, unter anderem die internationale Anti-Korruptions-Vereinigung „Transparency International“.

Die Vereinten Nationen und die American Development Bank engagierten ihn als Berater bei der Einführung von Anti-Korruptionssystemen in der Dominikanischen Republik, Bolivien und Venezuela. Ocampo setzte sich auch damit auseinander, wie man argentinischen Kindern die Zeit der Diktatur erklären solle. Er ist Gründer der Gruppe „Macht der Bürger“, einer Nichtregierungsorganisation, die sich für mehr Bürgerbeteiligung einsetzt. Seit 1984 forscht er auch an seiner alten Hochschule in Buenos Aires. Gastprofessuren führten ihn an die Universitäten von Yale, Harvard und Columbia, wo er über humanitäres Völkerrecht las. Im vergangenen Jahr geriet er in die Kritik, weil er einen pädophiler Praktiken angeklagten Priester verteidigte. Die „Koalition für den ICC“, eine Vereinigung von Nichtregierungsorganisationen, die sich für das Zustandekommen des Gerichts eingesetzt haben, begrüßte die Nominierung Ocampos.

Klaus Bachmann

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