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Teure Arznei. Doch nicht alles, was von den Herstellern als Innovation gepriesen wird, bringt wirklich Verbesserung.

© picture alliance / dpa

Arzneimittel: Krankenkassen wollen "Preisdiktat" der Pharmahersteller brechen

Die Krankenkassen schimpfen über "Mondpreise" für neue Arzneimittel. Sie möchten, dass ausgehandelte Rabattpreise künftig auch rückwirkend gelten.

Berlin - Dank eines dicken Sparpakets, verordnet von der schwarz-gelben Vorgängerregierung, hatten die Krankenkassen bei den Arzneipreisen drei Jahre lang Ruhe. Von 2010 auf 2011 sanken ihre Ausgaben für Medikamente sogar um über eine Milliarde Euro. Doch Ende 2013 waren sie wieder auf dem alten Level. 30,3 Milliarden – und seither geht’s steil nach oben. Um fast zehn Prozent stiegen sie in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres. Grund genug für die Versicherer, um nach neuen Bremsmanövern zu rufen.

Trotz verbindlich gewordener Kosten- Nutzenbewertung verlangten manche Hersteller für neue Arznei weiterhin „Mondpreise“, klagte der Vizevorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Johann- Magnus von Stackelberg. Das liege daran, dass die vorgeschriebene Vereinbarung der Erstattungspreise erst nach einem Jahr greife. Bis dahin müssten die Kassen „jeden Preis zahlen, den der Hersteller verlangt“. Als Beispiel nannte Stackelberg das neue Hepatitis-C-Präparat Sovaldi, von dem die Tablette mehr als 700 und eine Therapie rund 113 000 Euro kostet.

Um das „Preisdiktat“ der Hersteller zu brechen, müsse der ausgehandelte Erstattungsbetrag künftig rückwirkend gelten, forderte der Verband – und zwar „vom ersten Tag der Zulassung an“. Pharmafirmen, die zu hoch einsteigen, hätten dann Rückzahlungen zu leisten. Pro Jahr lasse sich die bisherige Ersparnis durch die Nutzenbewertung von 450 Millionen Euro so noch mal um ein Drittel erhöhen, rechnete Stackelberg vor. Auch Medikamente aus dem Bestandsmarkt mit einer Zulassung für neue Anwendungen seien künftig solcher Preisfindung zu unterziehen.

Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller warnte vor Verschärfungen. Wenn man die Preise für neue Arznei unter den europäischen Schnitt drücke, sei die Refinanzierung der Forschungskosten nicht mehr gewährleistet. Derzeit lägen 82 Prozent der deutschen Preise unter dem Mittel, 38 Prozent seien gar die niedrigsten in Europa. Rainer Woratschka

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