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Will kämpfen. Machthaber Assad am Sonntag vor seiner Rede in der Oper. Foto: AFP

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Politik: Assad ruft syrisches Volk zu Mobilmachung auf Präsident gibt sich in TV-Ansprache kompromisslos

EU bekräftigt Forderung nach Rücktritt.

Kairo - Syriens Präsident Baschar al Assad will den Bürgerkrieg in seinem Land offenbar bis zum bitteren Ende ausfechten. Man werde eine nationale Mobilmachung ausrufen und so lange kämpfen, bis der letzte Terrorist von syrischem Boden vertrieben sei, rief er unter dem tosenden Beifall eines handverlesenen Regimepublikums im Opernhaus von Damaskus. Der Krieg im Land sei ein Kampf zwischen der Nation und ihren Feinden – „Killern von Al Qaida“ und „verbrecherischen Kriminellen“. Die „Mörder im Namen der Religion“ wollten die Gesellschaft zerstören und Syrien zerschlagen, sagte Assad, der sich selbstbewusst und entschlossen gab. Hinter seinem Rednerpult war als Bühnenbild eine meterhohe syrische Flagge montiert, offenbar zusammengesetzt aus Fotos von Opfern des Bürgerkriegs.

Vor allem arabischen Staaten warf der Diktator vor, die Regimegegner mit Geld und Waffen zu unterstützen, aber man werde ihnen allen eine Lektion erteilen. Der Westen wolle die Zukunft Syriens für seine Zwecke manipulieren. Russland, China und Iran dagegen seien Länder, die jegliche Einmischung von außen ablehnten und „dafür sind wir ihnen sehr dankbar“. Assad zeigte sich überzeugt, Syrien werde sich als Nation behaupten und aus diesem Krieg „stärker denn je“ hervorgehen. Man werde keine Eingriffe in die eigene Souveränität dulden und sich von niemandem etwas diktieren lassen, rief er in die Hochrufe seiner Anhänger hinein.

Wie bereits vor einem Jahr schlug Assad auch diesmal wieder vor, den Konflikt mit einer nationalen Versöhnungskonferenz, einer neuen Verfassung sowie Parlamentswahlen zu beenden, ohne dass er dies irgendwie näher erläuterte. An keiner Stelle seiner Ansprache deutete er an, dass er sein Amt aufgeben könnte. „Wir werden mit einer Hand reformieren und mit der anderen Hand den Terrorismus zerstören“, rief er aus. Eine politische Lösung aber sei bislang daran gescheitert, dass es aufseiten der Opposition keine wirklich kompetenten Partner gebe. Die „Nationale Koalition“, den international anerkannten Dachverband der Regimegegner mit Sitz in Kairo, bezeichnete Assad als „Marionette ausländischer Mächte“. Trotzdem halte seine Regierung die Hand zum Dialog ausgestreckt und werde mit jedem reden, „der seine Heimat nicht an das Ausland verkauft hat“.

In einer ersten Reaktion ließ die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton erklären, eine politische Lösung könne es nur geben, wenn Assad zurücktrete. Der britische Außenminister William Hague bezeichnete die Ankündigungen des syrischen Machthabers als „leere Versprechungen“. Nach jüngsten UN-Statistiken hat der 22-monatige Konflikt bisher mindestens 60 000 Menschen das Leben gekostet. Damit hat sich die Zahl der Opfer 2012 im Vergleich zu 2011 verzehnfacht. Nach der Rede Assads ist 2013 eine weitere Eskalation sehr wahrscheinlich.

Am Wochenende begannen die USA, auf türkischem Boden zwei Batterien mit Patriot-Luftabwehrraketen zu installieren. In den nächsten Wochen sollen Spezialeinheiten aus Deutschland und den Niederlanden folgen. Martin Gehlen

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