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Polizisten sichern die Bahnstrecke, auf der der Castor-Transport rollen wird.

© dapd

Update

Atommüll: Castor-Transport wohl nicht vor Freitag in Deutschland

Der Castor-Transport aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague ist vorerst gestoppt. Am Mittwoch waren bei Protesten in Frankreich drei Menschen verletzt worden.

Der Castor-Transport aus Frankreich wird voraussichtlich nicht vor Freitag in Deutschland eintreffen. Aus französischen Sicherheitskreisen verlautete am Donnerstag, der Zug mit hochradioaktivem Atommüll aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague werde gestoppt und weitere 24 Stunden in Frankreich bleiben.

Um 6 Uhr hatte der Zug die Stadt Reims passiert und fuhr Richtung Osten nach Rémilly nahe Metz, wie die Präfektur von Reims mitteilte. Entlang der nächtlichen Route gab es kleine Kundgebungen von Atomkraftgegnern, Zwischenfälle wurden nicht gemeldet.

Am Mittwoch waren mindestens drei Menschen leicht verletzt worden, als sich mehrere hundert Demonstranten und Polizisten seit dem frühen Morgen regelrechte Gefechte lieferten. 16 Demonstranten wurden nach Behördenangaben festgenommen. Der Zug war wegen der Zusammenstöße um kurz nach 16.00 Uhr am Verladebahnhof Valognes nahe der Wiederaufbereitungsanlage La Hague abgefahren - mit rund eineinhalb Stunden Verspätung. Wann und wo der Zug die Grenze nach Deutschland passieren soll, war noch nicht bekannt. Laut den Atomkraftgegnern gibt es drei verschiedene Routen.

Das französische Netzwerk für Atomausstieg, Sortir du Nucléaire, kritisierte, es habe eine „inakzeptable“ Sicherheitslücke im Bahnhof Longueau im Département Somme gegeben, wo der Zug in der Nacht einen Zwischenhalt gemacht hatte. Demnach lief ein Fotograf unbehelligt rund zehn Minuten lang entlang des dort haltenden Castor-Transports. Dabei sei der Mann weniger als zehn Meter von dem Zug entfernt gewesen. Zudem sei der Hubschrauber, der den Konvoi begleiten soll, wegen Nebels am Boden geblieben, erklärte das Netzwerk weiter.

In der Nacht fuhr der Zug ohne Zwischenfälle durch die Départements Calvados, Seine-Maritime, Oise und Somme. In Montérolier-Buchy protestierten etwa 50 Atomkraftgegner, in Amiens rund ein Dutzend. In Reims entrollten einige Demonstranten von einer Brücke herunter ein Protestplakat, wie die Präfektur mitteilte.

Der französische Atomkonzern Areva, der die Wiederaufbereitungsanlage in La Hague betreibt, kritisierte die „inakzeptable“ Gewalt“ gegen den Transport. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace, die sich nicht an dem Aufruf zu den Blockaden beteiligt hatte, verurteilte die Gewalt auf beiden Seiten. In Frankreich sind rund 3000 Polizisten im Einsatz, um den Transport bis an die deutsche Grenze zu überwachen. In Deutschland, wo bis zum Wochenende zehntausende Demonstranten erwartet werden, sind rund 19.000 Polizisten mobilisiert.

Ab dem Jahr 2014 sind noch Castor-Transporte aus der britischen Aufbereitungsanlage Sellafield nach Deutschland geplant. Drei Jahre später soll dann im Zuge des Atomausstiegs Schluss mit der Wiederaufbereitung hochradioaktiven deutschen Atommülls im Ausland sein. (AFP)

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