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Atomprogramm: Irans Urananreichrung: Im Prinzip möglich

Wissenschaftler halten die vom Iran verkündete schnelle Anreicherung von Uran auf 20 Prozent grundsätzlich für machbar. Geringe Mengen lassen sich innerhalb von wenigen Tagen produzieren.

Wien/Berlin - Der Iran hat seine höhere Anreicherung von Uran ohne Aufsicht der internationalen Atomenergiebehörde gestartet. Dies geht aus einem internen Papier der UN-Behörde in Wien hervor. Demnach baute der Iran bereits am Montag seine Anlagen in Natans für eine Urananreicherung von 20 Prozent statt wie bisher 3,5 Prozent um, ohne die Ankunft der IAEO-Inspekteure abzuwarten. Nach dem IAEO-Papier gibt es in Natans aber bisher nur eine kleine Produktionslinie, die auf 20 Prozent angereichertes Uran herstellen kann.

IAEO-Chef Yukiya Amano stellt in dem Papier klar, dass seine Organisation einen Stopp der Arbeiten gefordert hatte, bis die Inspekteure ihre Kontrollmechanismen angepasst hätten. Die Atomwächter beobachteten die bisher 3,5-prozentige Anreicherung in Natans unter anderem mit Videokameras und brachten Siegel an, um Missbrauch für Waffenzwecke zu verhindern.

Wissenschaftler halten die vom Iran verkündete schnelle Anreicherung von Uran auf 20 Prozent grundsätzlich für machbar. Der Hamburger Physiker Prof. Götz Neuneck grundsätzlich für machbar. „Prinzipiell kann es sicherlich gelingen, in wenigen Tagen minimale Mengen anzureichern“, sagte der Vizedirektor des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. Bedeutende Mengen könne der Iran in den zwei Tagen, die seit dem offiziellen Beginn der Anreicherung verstrichen seien, jedoch nicht produziert haben.

Um Uranatome in einer Kettenreaktion zu spalten, müssen Ingenieure im Natururan den Gehalt von Uran-235 in großen Zentrifugen erhöhen. Das sind große Zylinder, die sich mehr als 90 000 Mal in jeder Minute um ihre eigene Achse drehen. Während Natururan ungefähr 0,7 Prozent des Kernbrennstoffes Uran-235 enthält, steigt dieser Anteil im Inneren der Zylinder ein wenig an, an den Außenwänden sinkt er dagegen. Die geringfügig mit Uran-235 angereicherte gasförmige Verbindung Uranhexafluorid aus dem Zylinderinneren leiten die Kerntechniker dann in eine weitere Zentrifuge, die den Uran-235-Gehalt noch ein wenig weiter erhöht. Schaltet man einige dieser Zylinder hintereinander, erhält man schließlich Uranhexafluorid mit einem Gehalt von drei bis 4,5 Prozent Uran-235, das in kommerziellen Kernkraftwerken als Kernbrennstoff eingesetzt werden kann. Allerdings liefert eine solche Anlage nur geringe Mengen, meist laufen daher mehrere solcher Zentrifugenreihen nebeneinander.

Die Ingenieure können aber das Uranhexafluorid von einer solchen Zentrifugenreihe auch direkt in die nächste weiterleiten und so den Gehalt von Uran-235 weiter erhöhen. Schaltet man mehrere Zentrifugenreihen hintereinander, lässt sich dann ein Gehalt von 20 Prozent Uran-235 erreichen. Genau diese Anreicherung möchte der Iran nach Aussage des Präsidenten verwenden, um einen Forschungsreaktor in Teheran zu betreiben, in dem radioaktive Substanzen für die Medizin hergestellt werden sollen. RHK/dpa

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