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Politik: Atomskandal weitet sich aus

Halfen Deutsche Pakistan bei Nuklearschmuggel?

Islamabad/Wien/Berlin (dpa/uls). Der „Vater der pakistanischen Atombombe“, Abdul Qadir Khan, soll bei seinen illegalen Atomgeschäften mit deutschen Mittelsmännern zusammengearbeitet haben. Dies berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ unter Berufung auf pakistanische Regierungskreise. Der Chefentwickler des pakistanischen Atomwaffenprogramms soll Baupläne und Geräte für Atomanlagen an Iran, Libyen und Nordkorea weitergegeben haben. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) untersucht den Fall. „Wir sind dabei, das ganze Netzwerk des illegalen Handels aufzudecken“, sagte IAEOSprecherin Melissa Fleming am Dienstag dem Tagesspiegel auf die Frage nach möglichen Komplizen aus Deutschland. Es gebe viele Beteiligte. Eine deutsche Spur schloss sie nicht ausdrücklich aus, konkret bestätigen wollte sie diese indes nicht.

Deutsche Geschäftsleute und Ingenieure waren in den achtziger und auch noch in den neunziger Jahren am Bau zahlreicher Atomanlagen in Irak, Libyen und Iran beteiligt. Die Vorwürfe gegen Khan reichen ebenfalls bis in diese Zeit zurück. Einer der namentlich nicht genannten deutschen Verdächtigen soll nach Geheimdienstberichten in mehrere Atomgeschäfte verwickelt sein, wie die Zeitung berichtet.

Khan selbst soll indes ein am Wochenende von Regierungsstellen veröffentlichtes Geständnis dementiert haben. Der Vorsitzende der islamistischen Parteienallianz MMA, Qazi Hussain Ahmed, sagte dem Fernsehsender Geo am Dienstag, er habe mit Khan telefoniert. Dabei habe dieser bestritten, die illegale Weitergabe von Atomgeheimnissen unter Eid gestanden zu haben.

Khan war am Samstag von seinem Posten als Regierungsberater im Ministerrang entbunden worden; bis 2001 leitete er das Atomwaffenprogramm Pakistans. Qazi sagte, Khan dürfe sein Anwesen nicht verlassen und keinen Besuch empfangen. Außer Khan gelten sechs Mitarbeiter der von ihm gegründeten Atomlabors KRL als Hauptverdächtige in dem Skandal um die Weitergabe der brisanten Technologie. Sie sind nach Angaben der Armee in „Schutzhaft“. Auch zwei hochrangige Offiziere stehen nach einem Bericht der pakistanischen Zeitung „The Nation“ unter Verdacht, in die Affäre verwickelt zu sein.

Nach Regierungsangaben soll Khan die Weitergabe von Atomtechnik mit ideologischen Motiven begründet haben. Er habe andere islamische Staaten mit Atomtechnik versorgen wollen, um so den Druck des Westens auf Pakistan als bisher einziger islamischer Atommacht zu mindern.

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