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Atomstreit: Iran nimmt Anlage in Betrieb

Iran hat die Siegel an seiner Atomanlage in Isfahan entfernt und die Fabrik zur Uranumwandlung vollständig in Betrieb genommen. Die Bundesregierung fordert von Iran eine neue Prüfung der EU-Vorschläge im Atomstreit.

Teheran/Wien (10.08.2005, 16:39 Uhr) - Bereits am Montag hatten Techniker die Arbeit in einem unversiegelten Teil des Werks begonnen. Bei der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) in Wien bemühten sich inzwischen EU-Diplomaten weiter vergeblich um eine gemeinsame, kritische Iran-Resolution des so genannten Gouverneursrats. Frankreich erklärte sich zu weiteren Verhandlungen mit Teheran über eine Beendigung des Atomstreits bereit. Die Bundesregierung reagierte mit «großer Sorge» auf die Entwicklung im Streit über das iranische Atomprogramm. «Wir befinden uns in einer kritischen Phase des Prozesses», warnte Regierungssprecher Béla Anda in Berlin. US-Präsident George W. Bush hatte bereits am Dienstag sein «tiefes Misstrauen» über die Absichten Teherans ausgedrückt.

Die Öffnung der Fabrik bei Isfahan, in der aufgearbeitetes Uranerz in das Gas Uranhexafluorid umgewandelt wird, geschah unter Aufsicht der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO). IAEO-Inspekteure haben mehrere Überwachungskameras in der Anlage angebracht. Die UN- Atombehörde hatte am Dienstag grünes Licht für die Öffnung des Werks gegeben. Iran hat aber angekündigt, dass es die Urananreicherung in der Anlage von Natans vorläufig nicht wieder aufnehmen will.

Die Inbetriebnahme des Werks bei Isfahan war von der EU scharf kritisiert worden, weil sie nach Meinung Brüssels gegen ein bilaterales Abkommen vom November 2004 verstößt. Darin hatte sich Teheran verpflichtet, bis zum Abschluss von Verhandlungen mit Deutschland, Frankreich und Großbritannien (EU-Trio) über ein geplantes Kooperationsabkommen alle Prozesse stillzulegen, die zur Urananreicherung führen können. Iran hatte am Montag die Vorschläge des EU-Trios schroff zurückgewiesen.

Bemühungen europäischer Diplomaten um eine Iran-kritische Resolution beim IAEO-Gouverneursrat in Wien blieben auch am Mittwoch erfolglos. Der bisherige Entwurf stieß Berichten zufolge vor allem auf den Widerstand blockfreier Mitgliedstaaten. Darin wird die «große Besorgnis» über die Wiederaufnahme der Uranumwandlung ausgedrückt und Teheran aufgefordert, «durch die erneute Aussetzung aller Uran- Anreicherungsaktivitäten» mit der Wiener Atombehörde zusammenzuarbeiten. Länder mit einem eigenen Atomprogramm, darunter Argentinien und Brasilien fürchten, dass durch eine kritische Iran- Resolution ihr Recht auf ein ziviles Atomprogramm in Frage gestellt wird. (tso)

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