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© AP

Atomwaffen: Iran lässt Atomaufseher ins Land

Die Internationale Atomenergiebehörde IAEO kann im Iran einen ersten konkreten Erfolg verbuchen. Ihre Inspektoren dürfen am 25. Oktober die neue Urananreicherungsanlage nahe der Stadt Qom überprüfen.

Darauf einigten sich der scheidende IAEO-Chef Mohamed al Baradei und der Leiter der iranischen Atombehörde, Ali Akbar Salehi, bei einem Treffen am Sonntag in Teheran. Durch diese Zusage erfüllt die iranische Regierung drei Tage nach dem Atomgipfel in Genf eine der Forderungen der Weltgemeinschaft. Diese verdächtigt Teheran, den Bau einer Atombombe anzustreben. Al Baradei, der auch mit dem umstrittenen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad zusammentraf, sprach von einem kritischen Moment im Verhältnis zwischen der internationalen Staatengemeinschaft und der Islamischen Republik. Man sei aber auf dem richtigen Weg. „Ich sehe, dass wir nun umschalten von Konfrontation zu Transparenz und Kooperation.” Gleichzeitig jedoch machte al Baradei keinen Hehl daraus, dass die IAEO weiterhin „Bedenken im Blick auf Irans künftige Absichten” hege, auch wenn seine Behörde „keinen konkreten Beweis für ein aktives iranisches Waffenprogramm“ habe. Er warf dem Land erneut vor, die Wiener Kontrollbehörde nicht rechtzeitig über den Bau der Anlage nahe Qom informiert zu haben. Ahmadinedschad erklärte nach der Unterredung, zwischen der IAEO und dem Iran seien wichtige Probleme gelöst worden. Nun sei kein strittiger Punkt mehr offen.

Zuvor hatte das „Institute for Science and Security (Isis)“, ein auf Atomfragen spezialisierter Think Tank in Washington, die bislang ausführlichsten Auszüge aus einem internen IAEO-Gutachten zum iranischen Atomwaffenprogramm veröffentlicht, was auf eigenen Ermittlungen der Behörde und auf Geheimdienstmaterial basiert. Wie weit die Arbeit an der Atombombe fortgeschritten ist, lassen die Waffenexperten offen. In ihrer Einleitung weisen die Autoren darauf hin, dass es sich um vorläufige Schlussfolgerungen handele, die weiterer Bestätigung bedürften. Das 67-seitige Arbeitspapier mit dem Titel „Mögliche militärische Dimensionen von Irans Nuklearprogramm“ ist nach Angaben von Isis in den letzten sechs bis zwölf Monaten erstellt worden. Unter anderem spricht der Text von einem komplexen Forschungsplan unter Leitung des iranischen Verteidigungsministeriums mit dem Ziel, einen atomaren Sprengkopf für Shahab-3-Raketen zu entwickeln. Diese Rakete kann mit einem Radius von 2000 Kilometern den Nahen Osten und Teile Europas erreichen. Die Arbeiten begannen offenbar Anfang 2002. Im Vorfeld des Genfer Atomgipfels hatte das Arbeitspapier erheblichen Streit zwischen der IAEO und Mitgliedsstaaten wie Frankreich und den USA ausgelöst, weil sich al Baradei weigerte, den Text seinem Anfang September fälligen Herbstbericht zum iranischen Atomprogramm beizufügen.

Erst vor zehn Tagen hatte Teheran überraschend eingeräumt, dass es nahe der Stadt Qom eine zweite Anlage zur Urananreicherung baut. Letzten Donnerstag dann stimmte die Islamische Republik bei den Nukleargesprächen in Genf mit den fünf Vetomächten im UN- Sicherheitsrat plus Deutschland einer Inspektion seiner unterirdischen Stollen zu. Gleichzeitig schlug die iranische Delegation vor, niedrig angereichertes Uran aus der Atomfabrik in Natanz in Russland und Frankreich weiterverarbeiten zu lassen, um es danach in einem medizinischen Forschungsreaktor in Teheran einsetzen zu können. Käme der Transfer zustande, könnte die IAEO künftig besser kontrollieren, dass im Iran kein nukleares Material zum Bombenbau abgezweigt wird.

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