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Atomwaffen: Medwedjew will mehr als nur Sprengköpfe abrüsten

Russland Präsident Dmitrji Medwedjew hat sich nach der Abrüstungsoffensive seines US-Amtskollegen Barack Obama dafür ausgesprochen, die Liste der dabei berücksichtigten Waffensysteme zu erweitern.

Es dürfe bei neuen Verhandlungen nicht nur um eine Reduzierung der Zahl atomarer Sprengköpfe gehen, sagte der Medwedjew nach Angaben der Agentur Interfax bei einem Staatsbesuch in Helsinki vor finnischen Studenten. "Es muss auch um Interkontinentalraketen, um ballistische U-Boot-Raketen und schwere Kampfbomber gehen, die atomare Waffen transportieren können."

Russland und die USA wollen in diesem Jahr über ein Nachfolgedokument für den Ende 2009 auslaufenden Vertrag über die Reduzierung strategischer Waffen (Start) verhandeln. Medwedjew und Obama hatten sich im April in London auf Gespräche zur Reduzierung der Offensivwaffen geeinigt. In Prag hatte Obama die Vision einer atomwaffenfreien Welt entworfen.

Medwedjew: Umfassende Abrüstung nötig

Moskau hatte darauf jedoch zurückhaltend reagiert und auf das große Arsenal anderer US-Waffen verwiesen. Russische Militärexperten hatten betont, dass die USA dank verschiedener Waffensysteme leicht auf atomare Sprengköpfe verzichten können und trotzdem militärisch überlegen blieben.

In seiner Helsinki-Rede sagte Medwedjew jetzt, Russland sei bereit, sich bei neuen Abkommen zu einer noch umfangreicheren Abrüstung als zuletzt zu verpflichten. Er forderte "umfassende Vereinbarungen" bei den neuen Abrüstungsverhandlungen. "Es kann nicht zugelassen werden, dass wir die Reduzierung der atomaren Sprengköpfe durch die Erhöhung strategischer Systeme kompensieren, die dann mit gewöhnlichen Waffen ausgestattet sind."

Plädoyer für globalen Raketenabwehrschirm

Der Kremlchef sprach sich zudem erneut für ein gesamteuropäisches Sicherheitskonzept aus, um "eine Welt ohne Atomwaffen" zu erreichen. Russland sei weiter bereit, sich am Aufbau einer globalen Raketenabwehr zu beteiligen. Zugleich warnte er noch einmal eindringlich vor einem Alleingang der USA, die in Polen und Tschechien eine Abwehranlage für mögliche Angriffe aus dem Iran einrichten wollen.

Angaben des Außenministeriums in Moskau zufolge wollen Russland und die USA am 24. April in Rom erste Gespräche für ein neues Abrüstungsabkommen führen. Diplomaten beider Seiten sollen in der italienischen Hauptstadt zudem ein für Mai geplantes Treffen des russischen Außenministers Sergej Lawrow mit US-Kollegin Hillary Clinton vorbereiten. (rf/dpa)

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