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Wieder im politischen Berlin - wenn auch nur für einen Auftritt: Der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg

© dpa

Auf Goodwill-Tour in Berlin: Karl-Theodor zu Guttenberg dankt für "Arbeitslosenhilfe"

Die CSU liebäugelt mit einem Comeback von Karl-Theodor zu Guttenberg. Doch bei einem Auftritt in Berlin spricht der Ex-Verteidigungsminister lieber über das transatlantische Verhältnis - und lächelt alles andere weg.

Falls Karl-Theodor zu Guttenberg nervös ist, lässt er es sich nicht anmerken. Im blauen Anzug steht er vor dem Eingang zum Berliner Restaurant Refugium am Gendarmenmarkt, keine Krawatte, den obersten Hemdknopf geöffnet. Er grüßt, schüttelt Hände. So, als wäre es das Normalste der Welt für ihn, bei einem Termin im politischen Berlin als Redner gebucht zu sein. Dabei ist er seit seinem Rücktritt 2011 öffentlichkeitsscheu, seinen ersten Auftritt in Deutschland hatte er in diesem Sommer, drei Jahre nach dem Wegzug.

Das Handelsblatt stellt seine neue englische Ausgabe vor und Guttenberg wird über das transatlantische Verhältnis reden, genauer gesagt, über das Krisenmanagement in den angekratzten Beziehungen zwischen Berlin und Washington. Auf dem Weg zum Rednerpult läuft der 42-jährige Ex-Minister an vielen Journalisten vorbei, die ihm in seiner Plagiatsaffäre noch selbst ein schlechtes Krisenmanagement attestiert hatten. Doch Guttenberg lächelt heute Abend alles weg.

Karl-Theodor zu Guttenberg bedankt sich für die "Arbeitslosenhilfe"

Während er früher beim Laufen und Reden immer auf den Fußballen wippte, fast hüpfte, um größer zu wirken, schlendert er nun zum Mikrofon. Er ist warm empfangen worden. Der amerikanische Botschafter klopfte ihm wie einem alten Vertrauten auf die Schulter, obwohl er ihn aus Guttenbergs aktiven Zeiten als Wirtschafts- und Verteidigungsminister gar nicht kennen kann. Gabor Steingart, Geschäftsführer des Handelsblatts, stellt ihn vor: „Es gibt hier in Berlin viele, die einen Job als Politiker, aber wenig zu sagen haben. Dieser Mann hat zwar keinen Job, aber er hat viel zu sagen.“ Guttenberg bedankt sich für die „Arbeitslosenhilfe“ und die Gäste kichern.

Guttenberg hat gelernt, Witze über sich selbst zu machen. Das bricht das Eis. Dann aber wird er ernst. Um das deutsch-amerikanische Verhältnis stehe es nicht gut. Man misstraue sich und sei doch nur gemeinsam stark. Der Redner Guttenberg spricht höflich, gibt sich bescheiden aber informiert. Der Minister Guttenberg klang ganz anders. Keine Geste war ihm zu groß. Auch in den USA hat Guttenberg andere Töne angeschlagen. In seinem Buch „Vorerst gescheitert“ schimpfte er auf die deutsche Politik. In einem Gastbeitrag im „Wallstreet Journal“ nannte er Europas Politiker „Schlafwandler“ im Bezug auf die Ukraine-Krise. Die geplanten Kürzungen im Rüstungshaushalt findet er „haarsträubend“.

CSU-Chef Horst Seehofer liebäugelt öffentlich mit einer Rückkehr von „KT“ in die Politik, der aber will sich zu seiner politischen Zukunft nicht äußern. An diesem Abend will er vor allem Widerstände abbauen. Gegen die USA – und gegen sich selbst. Irgendwie klingt es nach seinem eigenen Leben, wenn Guttenberg über die deutsch-amerikanische Freundschaft sagt: „Die massive Vertrauenskrise ist auch eine Chance, neu zu beginnen.“

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