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AUFARBEITUNG: Lernen von Deutschland

30 Jahre lang war die Geschichte der Roten Khmer in Kambodscha kein Thema. Eltern sprachen kaum mit ihren Kinder über selbst erlebtes Unrecht oder die eigene Verstrickung.

30 Jahre lang war die Geschichte der Roten Khmer in Kambodscha kein Thema. Eltern sprachen kaum mit ihren Kinder über selbst erlebtes Unrecht oder die eigene Verstrickung. Auf dem Land lebten Opfer und Täter nicht selten friedlich nebeneinander weiter, ohne je über die Vergangenheit zu sprechen. Erst mit dem Beginn der juristischen Aufarbeitung durch das Sondertribunal in Phnom Penh vor zwei Jahren wird über die Zeit unter dem Schreckensregime diskutiert. Einheimische Nichtregierungsorganisationen (NGO) organisieren öffentliche Debatten, dokumentieren Augenzeugenberichte und betreiben Aufklärungsarbeit in den Schulen. Allmählich würden nun Kinder ihre Eltern befragen, berichteten Vertreter kambodschanischer NGO, die sich im Mai auf Einladung der Bundesregierung in Nürnberg und Berlin über die deutschen Erfahrungen mit der Aufarbeitung diktatorischer Regime informierten. Für die Opfer der Roten Khmer sei dies nicht einfach, denn mit den Erinnerungen kämen auch die Ängste und das Leid zurück ins Bewusstsein. Dennoch hätten Umfragen ergeben, dass 80 Prozent der Opfer froh seien, dass die letzten lebenden Verantwortlichen des Regimes vor Gericht gestellt würden. Viele wollten sogar als Nebenkläger auftreten. Das Tribunal hat eine eigene Abteilung, die sich um die Belange der Opfer kümmert und von Deutschland unterstützt wird. Dort können Opfer auch Entschädigungen beantragen. Rund 4000 haben das inzwischen getan. Die meisten fordern Gedenkstätten oder psychologische Hilfe, denn direkte finanzielle Zahlungen sind ausgeschlossen. uls

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