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Ein neues Zuhause: Einige Tausend Syrer haben bereits Zuflucht in Deutschland gefunden.

© dpa

Aufnahme syrischer Flüchtlinge: "Deutschland ist in der Pflicht“

Am Dienstag soll in Genf darüber beraten werden, wie die Staatengemeinschaft syrischen Flüchtlingen helfen kann - auch durch die Aufnahme von besonders Bedürftigen. Für Pro Asyl steht fest: Deutschland muss mehr Menschen aufnehmen.

Millionen Menschen suchen Schutz vor dem brutalen Krieg in Syrien – doch nur sehr wenige Flüchtlinge haben bislang Aufnahme außerhalb der Region gefunden. Die Hauptlast tragen nach wie vor Nachbarländer wie Jordanien, der Libanon, die Türkei und Ägypten. Aber nach Überzeugung von Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen muss die internationale Gemeinschaft deutlich mehr Menschen Zuflucht gewähren.

Das sieht man bei den Vereinten Nationen ebenfalls so. Vor allem gelte es, mehreren hunderttausend besonders Bedürftigen – zum Beispiel Kindern und Folteropfern – ein neues Zuhause zu ermöglichen. Genau das ist das Ziel einer internationalen Konferenz, die am Dienstag auf Einladung des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen in Genf stattfindet.

Deutschland gilt bei der Aufnahme von Syrern als vorbildlich. Mithilfe von Länderprogrammen sind bereits mehr als 7000 Flüchtlinge aufgenommen worden. Auf Bundesebene gibt es zudem die Zusage, über eine sogenannte Kontingentregelung 20 000 Menschen Schutz zu gewähren. Im Vergleich zu vielen anderen EU-Staaten ist das sehr viel. Die meisten Länder nehmen bislang überhaupt keine heimatlosen Syrer auf.

Dennoch ist man zum Beispiel bei Pro Asyl der Auffassung, dass die Bundesrepublik in der Pflicht ist, sich noch mehr zu engagieren. "Die deutsche Delegation darf nicht mit leeren Händen nach Genf reisen", sagt Geschäftsführer Günter Burkhardt. Gerade bei der Einreise von Familienangehörigen gebe es großen Bedarf.

Amnesty: Keine Hilfsbereitschaft in den Golf-Staaten

Laut Pro Asyl liegen 80 000 Anträge vor. Dem müsse man etwa durch die Aussetzung von Visabestimmungen Rechnung tragen. Nicht zuletzt weil es in Deutschland eine verhältnismäßig große syrische Gemeinschaft gebe. Nach Angaben der Statistikbehörde der Europäischen Union lebten Ende 2013 hierzulande fast 44 000 Syrer mit einer Aufenthaltserlaubnis. "Deutschland kommt also eine besondere Rolle und Verantwortung zu", sagt Burkhardt.

Amnesty International verweist allerdings auf andere Staaten, die nur eine "klägliche Anzahl" Syrer aufnähmen. Besonders beschämend sei, dass die reichen Golfstaaten – trotz gemeinsamer Sprache und Religion – nach wie vor gar keinen Flüchtlingen Schutz gewährten. So werde weiterhin die gesamte Last auf Syriens Nachbarländer abgewälzt. Deshalb fordert ein Bündnis aus 30 Nichtregierungsorganisationen feste Zusagen zur Aufnahme von Syrern. Bis Ende 2015 müsse mindestens 180 000 Menschen ein Zufluchtsort gewährt werden.

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