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Politik: Aus Al Qaida wird @-Qaida

Washington - Das Terrornetzwerk Al Qaida hat das Internet zu seiner Operationsbasis gemacht und selbst seine Ausbildungscamps, die es nach dem US-Einmarsch in Afghanistan verloren hatte, in den Cyberspace verlagert. Das berichtet die „Washington Post“ unter Berufung auf Antiterror- und Computerexperten.

Washington - Das Terrornetzwerk Al Qaida hat das Internet zu seiner Operationsbasis gemacht und selbst seine Ausbildungscamps, die es nach dem US-Einmarsch in Afghanistan verloren hatte, in den Cyberspace verlagert. Das berichtet die „Washington Post“ unter Berufung auf Antiterror- und Computerexperten. Das Internet habe vermutlich auch eine Rolle bei den Anschlägen in London gespielt, schreibt die Zeitung.

Auf Websites lernen Attentäter, wie man hochgiftiges Rizin mischt, Bomben baut und per Handy zur Explosion bringt, unbemerkt von Syrien in den Irak kommt, sich nachts allein mit Hilfe der Sterne orientiert oder mit einer schultergestützten SA-7-Rakete ein Flugzeug abschießt. Diese Lehrgänge gebe es auf Arabisch, Urdu, Paschtu und in anderen Sprachen jener muslimischen Länder, die eine große Zahl von Dschihad-Kämpfern stellen.

„Der heilige Krieg ist mittlerweile Internet-gesteuert“, wird Dennis Pluchinsky vom US-Außenministerium zitiert. Es liegt in der Natur des Internets, dass westliche Regierungen den Austausch nicht unterbinden können. Tauchen beim Bombenbau Probleme auf, beantworten erfahrenere islamische Brüder Fragen im Chat- room. Der typische Attentäter ist demnach heute mit Laptop, DVD und Kalaschnikow unterwegs. Im Netz finden sich ein „Mudschahedin-Sprengstoff-Handbuch“, ein „Mudschahedin-Gift-Handbuch“ und Videofilme, wie man Geiseln auf Englisch herumkommandiert: „Move! Move!“

Bereits 2004 hatte die saudische Al- Qaida-Gruppe in einem Online-Magazin geworben: „Oh Mudschahedin-Bruder, du musst nicht mehr weit reisen, um in unsere großartigen Ausbildungslager zu kommen. Das Trainingsprogramm kannst du auch zu Hause allein oder mit anderen Brüdern absolvieren.“ Die Zahl der Netzseiten mit Dschihad-Bezug sei seit den Anschlägen von 2001 „wie ein Krebsgeschwür metastasiert“: von wenigen Dutzend auf über 4500, wird ein israelischer Spezialist zitiert.

Das Netz bringt auch Attentäter zusammen, die sich sonst wohl nie kennen gelernt hätten. Die kanadische Polizei nahm 2004 einen Computerspezialisten fest, der für das Außenministerium arbeitete und Bombenanschläge in London und Kanada vorbereitete. Man war erst auf ihn aufmerksam geworden, als er sich in London mit überwachten Verdächtigen im Internetcafe traf. Ihre lange Bekanntschaft und gegenseitige technische Beratung über das Netz war unbemerkt geblieben.

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