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Politik: Aus Mangel an Aussagen

Belfaster Bluttat von 2005 bleibt ungesühnt – dank Schweigegebot der IRA?

Dublin - Drei Männer, die des Mordes und des öffentlichen Aufruhrs angeklagt waren, sind am Freitag in Belfast freigesprochen worden. Damit bleibt der brutale Mord am 33-jährigen Robert McCartney, einem katholischen Vater von zwei kleinen Kindern, der im Januar 2005 vor einer Belfaster Kneipe regelrecht geschlachtet worden war, ungesühnt.

Die Nachricht von der Bluttat ging damals um die Welt, denn die fünf Schwestern und die Verlobte des Opfers beschuldigten die Irisch-Republikanische Armee (IRA) und forderten Augenzeugen zur Aussage aus. Sie reisten mit ihrer Kampagne nach Dublin, London, Brüssel und Washington. Die IRA und Sinn Fein gerieten deshalb unter enormen Druck, sich von reiner Kriminalität zu distanzieren und die nordirische Polizei anzuerkennen. Letzteres geschah dann im Januar 2007.

Kurz vor dem Mord vor Magennis’s Bar, gleich gegenüber vom Gerichtspalast, war in Belfast ein spektakulärer Bankraub verübt worden, der ebenfalls der IRA zur Last gelegt wurde. Diese beiden Verbrechen erhielten durch die mutige Kampagne der sechs Frauen einen Resonanzboden. Politisch hatten sie schließlich Erfolg, aber ihr unmittelbares Bedürfnis, die Mörder ihres Bruders hinter Gitter zu bringen, ist gescheitert. Das Schweigegebot der IRA stellte noch immer sicher, dass die Zeugenaussagen während des Prozesses allzu spärlich und widersprüchlich waren, um einen Schuldspruch zu rechtfertigen. Dies gab nach dem Urteilsspruch selbst Catherine McCartney, eine der Schwestern, offen zu. Die Familie wird daher auf eine Berufung verzichten, schwor aber, der Kampf um Gerechtigkeit werde weitergehen.

Für die nordirische Gesellschaft, die seit gut einem Jahr politisch in ruhigeren Gewässern segelt, wirft die Weigerung der rund 70 Barbesucher am Abend des Mordes, sich als Zeugen zu melden, unbequeme Fragen auf. Lediglich drei Augenzeugen sagten aus, eine bezeichnenderweise anonym. Dem Gericht blieb keine andere Wahl, als die drei Angeklagten freizusprechen. Martin Alioth

Martin Alioth

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