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Politik: Aus Worten soll Bargeld werden

Konferenz in Jakarta bereitet den Aufbau nach der Flut vor: Fünf Millionen Menschen brauchen Hilfe

Schweigeminuten für die Flutopfer, ernste Mienen und leise Stimmen zu Beginn, am Ende demonstrierte Entschlossenheit und sogar etwas Optimismus: Acht Stunden lang saßen Vertreter von 27 Staaten im Messezentrum von Indonesiens Hauptstadt Jakarta beisammen. Am Spätnachmittag ist die gemeinsame Botschaft simpel: „Wir wollen gemeinsam helfen und dafür sorgen, dass so etwas nie wieder passiert“.

Drei Phasen sind geplant: Nothilfe, Wiederaufbau und Vorsorge. Die von der USRegierung in der vergangenen Woche ins Leben gerufene „Kerngruppe“ – USA, Japan, Indien und Australien – ist aufgelöst. „Wir erkennen die Rolle der Vereinten Nation an“, so lautet die Einigung, die UN sollen also ohne Parallelstruktur koordinieren. Das mache auch Sinn, „weil ja die gesamte internationale Gemeinschaft die Länder unterstützt, die in dieser Tragödie leiden“, meint US-Außenminister Colin Powell. Alle Konferenzteilnehmer schlagen dem UN-Generalsekretär Kofi Annan vor, jemanden zu benennen, der die gigantische Hilfsaktion leitet.

Kofi Annan kam sichtlich angespannt, aber gut vorbereitet nach Jakarta. 86 Seiten dick ist seine UN-Mappe, in der steht, wie und wo die Nothilfe geleistet werden könnte und was das kostet: „Dieser Blitz-Appell konzentriert sich auf die Unterstützung der Menschen in Indonesien, Malediven, Birma, Seychellen, Somalia und Sri Lanka von Januar bis Ende Juni 2005 und ruft nach 977 Millionen US-Dollar, um die wichtige Arbeit von etwa 40 UN-Agenturen und Nichtregierungsorganisationen zu finanzieren.“ Fünf Millionen Menschen bräuchten gerade Hilfe. Weil die meisten davon in Indonesien und in Sri Lanka leben, sollen diese beiden Länder am intensivsten unterstützt werden. 372 Millionen US-Dollar sind für Leistungen in Indonesien vorgesehen, 167 Millionen für Hilfe in Sri Lanka.

Dass die UN-Vorschläge umgesetzt werden, ist höchstwahrscheinlich. Der Blitz-Appell sei „willkommen“, lassen alle 27 Staatsvertreter verlauten. Genug Geld scheint vorhanden zu sein, seit nach der grausamen Flutwelle die wunderbare Spendenwelle immer stärker wird. Selbst Regierungschefs haben den Überblick über die weltweiten staatlichen Zusagen und über die Privatspenden verloren. „Vier Milliarden US-Dollar“, sagt Indonesiens Präsident Susilo Bambang Yudhoyono. „Fast fünf Milliarden US-Dollar“, sagt Singapurs Premier Lee Hsien Loong. Sicher ist, dass die Summe immer weiter steigt. Nach den in Jakarta oft gewürdigten frischen Zusagen aus Deutschland und Australien will die EU ebenfalls ihre Hilfen steigern, auf bis zu 450 Millionen Euro. „Das Europäische Parlament muss dem noch zustimmen, aber das ist der Betrag, den ich vorschlage“, meint Jose Manuel Barroso, der Präsident der Europäischen Kommission.

Wichtige Sätze zur Finanzierung stehen nicht in dem Blitz-Appell der UN, Annan sagt sie in seiner Rede: „Viele Zusagen kamen schon in Bar und als Sachleistungen an. Der Rest muss schnell von Versprechen in Bargeld umgewandelt werden. Wir beginnen das neue Jahr mit der Chance zu zeigen, dass unsere Humanität intakt ist.“ Nach der Nothilfe soll zügig mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Das Thema Schuldenerlass kam nur am Rande zur Sprache.

Im Mittelpunkt stand das Frühwarnsystem. „Es kommt, das ist entschieden“, sagt ein Konferenzteilnehmer knapp. „Jedem ist klar, dass am 26. Dezember mit ganz wenig Vorwarnzeit ganz viele Menschenleben hätten gerettet werden können.“ Der Indische Ozean soll ein Warnsystem bekommen, wie der Pazifik es schon hat. Der thailändische Außenminister Surakiart Sathirathai möchte, dass das Frühwarnzentrum in seinem Land entsteht und hat für Ende des Monats zu einer Konferenz nach Bangkok eingeladen.

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