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Von diesem Image möchte sich die Partei ein wenig lösen.

© dpa

Parteireform der CDU: Ausbau der Nestwärme

Jung, modern, weiblich: Die CDU will sich selbst reformieren, ohne ihre Stammwählerschaft zu verprellen. Das ist ein Anfang. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Antje Sirleschtov

Diana Kinnert ist 24 Jahre alt, trägt hippe Jeans und Basecap, hat selbstverständlich eine eigene Homepage und ist der CDU beigetreten, weil sie sich im „christlichen Menschenbild“ der Partei und deren Programm am besten wiederfindet – wie sie aller Welt jüngst sogar in einem Video mitgeteilt hat. Diana Kinnert studiert in Berlin Politik und leitet – ja, sie leitet! – seit Juli das Abgeordnetenbüro des CDU- Bundestagvizepräsidenten Peter Hintze. Ist Frau Kinnert nun der neue Typ CDU-Mitglied, den die Partei mit ihrer Reform „Meine CDU2017“ gewinnen will – jung, modern, weiblich?

Natürlich kann es in einer Partei, schon gar in einer Volkspartei wie der CDU, nicht lauter Diana Kinnerts geben. Menschen also, die sich für Politik interessieren, ihren Beruf darin sehen und noch dazu ein Ass in Selbstvermarktung sind. Und doch steckt hinter dieser jungen Frau und ihrer Verbindung zur Politik eine Erkenntnis, zu der man dem CDU-Generalsekretär Peter Tauber gratulieren kann: Wer im 21. Jahrhundert als Partei noch eine Zukunft haben will, der muss sich dringend etwas einfallen lassen. Menschen für Politik zu begeistern, sie gar zum Mitmachen in einer Partei zu gewinnen: Das ist für alle Parteien die Herausforderung der Gegenwart. Wer montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr das Büro des Ortsverbandes öffnet und darauf wartet, dass jemand einen Aufnahmeantrag abholt, kann seinen Laden bald zuschließen.

Die Partei ist in ihrer Mehrheit noch immer alt, unmodern und männlich

Peter Tauber will – um es kurz zu machen – in Zukunft mehr Diskussion in der Partei anregen, Wahlkämpfe zentralisieren und moderne Kommunikationsformen einführen. Schaut man auf ähnliche Entwicklungen in anderen Parteien, ist ihm nicht wirklich etwas Revolutionäres eingefallen. Das wiederum ist der beruhigende Teil seines Partei-Reformprogramms. Denn Taubers „CDU2017“ soll die CDU nicht erschüttern. Schließlich ist die Partei in ihrer Mehrheit noch immer alt, unmodern und männlich. Und Revolutionen tritt man da besonders skeptisch entgegen. Das ist ja gerade die Herausforderung für die Generalsekretäre der Gegenwart: Wie wird man attraktiv für die Jugend, ohne die Alten zu verprellen?

Die CDU der Zukunft will im Prinzip bleiben, was sie ist. Christlich, bürgerlich, volksnah. Mit einem Unterschied: In Zukunft sollen soziale Milieus und Altersgruppen angesprochen werden, die sich in der Öffentlichkeit zu einer so konservativen Partei nicht bekennen würden. Der Weg zu ihnen heißt: Einladung zum Mitmachen, zur Kommunikation. Das heißt für Peter Tauber: Debattenforen, Akademien und ein Veranstaltungsmanagement, das jungen Leuten Partizipation überhaupt erst möglich macht. Vor zehn Jahren galt die Kinderbetreuung beim Bundesparteitag noch als revolutionär. Heute reicht das längst nicht mehr, junge Mütter treten in keine Partei ein, in der Ortsvereine zwischen 17 und 20 Uhr im Hinterzimmer der Eckkneipe tagen. Taubers „CDU2017“ sucht dafür Auswege. Und nicht zu vergessen: In der CDU der Zukunft sollen nicht mehr die Delegierten, sondern die Mitglieder an der Basis abstimmen und eigene Anträge mit Quoren stellen können.

Ob das der CDU auf Dauer Mehrheiten sichert, steht auf einem anderen Blatt. Denn Politik, das bleibt auch im Zeitalter von Twitter und Co. so, wird im Wesentlichen durch Inhalte bestimmt.

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