zum Hauptinhalt
Platz auf der Tribüne: Angela Merkel schaut sich die Nationalmannschaft gerne im Stadion an.

© picture-alliance/ dpa

Ausflug zur WM: Merkel zum Schluss in die Kabine

Kanzlerin Angela Merkels Fußball-Trip nach Südafrika – ein falsches Signal?

Berlin - In Zeiten des Sparens sei dies das „völlig falsche Signal“, schimpft der Bund der Steuerzahler über den WM-Trip von Angela Merkel. Deutlich über 10 000 Euro koste eine einzige Stunde mit dem Regierungsflieger. „Es kann nicht sein, das man für den Besuch eines Viertelfinales so mit Steuergeldern umgeht“, ärgert sich Verbandspräsident Karl Heinz Däke. Das findet die Regierung etwas kleinlich. Schließlich hätten sich die Verantwortlichen beim DFB ausdrücklich gewünscht, dass die Kanzlerin bereits beim Argentinien-Match die deutsche Mannschaft anfeuert, verteidigte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm am Freitag den fast 20 000 Kilometer weiten Flug. Solche Debatten über die Kosten habe es ja auch früher immer wieder gegeben, darauf weist Wilhelm hin.

Aber auch die Grünen meinen, Angela Merkel reise eigentlich zu früh in das WM-Land. Eine kurzfristige Einladung des Kanzleramts zum Mitflug schlugen sie aus, weniger aus fehlender Fußballleidenschaft, sondern weil sie Merkel zu wenig Mut zutrauen. „Wir setzen auf Sieg und nicht auf Niederlage“, begründeten die beiden Fraktionschefs Renate Künast und Jürgen Trittin in einem Brief die Absage. Schließlich habe die Nationalmannschaft noch das Halbfinale und das Finale vor sich. Die anderen Parteien sahen das nicht so eng und sagten schnell zu. Jedenfalls zunächst. Denn Thomas Oppermann, Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD und Mittelstürmer der Fußball-Auswahl des Bundestags, zog doch noch zurück. Obwohl er zuvor gesagt hatte: „Ich freue mich darauf, der deutschen Mannschaft in Kapstadt die Daumen zu drücken.“ Und dann hielt es auch Jan van Aken von den Linken für besser, nicht mitzufliegen. Für die CDU ist der Kapitän der Parlamentsmannschaft, Klaus Riegert, mit dabei. Die CSU schickt den Tourismus-Beauftragten Ernst Hinsken mit. Dazu kommt Gisela Piltz von der FDP.

Viele Plätze an Bord des Airbus 310 bleiben diesmal frei. Dabei sind nur wenige enge Mitarbeiter Merkels. Mehr Eintrittskarten für das Spiel konnten nicht aufgetrieben werden. Der insgesamt 30-stündige Ausflug ans Kap verspricht einige Strapazen. So wurde auch noch ein politisches Programm eingeschoben – etwa ein Höflichkeitstreffen mit Südafrikas Präsident Jacob Zuma und eine Begegnung mit Oppositionsführerin Helen Zille, einer Großnichte des Berliner Milieumalers Heinrich Zille. Dazu kommt ein Abstecher in ein Township. Bislang saßen mit dem zuständigen Sportminister Thomas de Maizière (gegen England) und Entwicklungsminister Dirk Niebel (gegen Ghana) zwei Ressortchefs bei den deutschen WM-Auftritten auf der Tribüne. Natürlich ist für Merkel – unabhängig vom Ausgang – auch ein Besuch in der deutschen Kabine fest gebucht. Dort ist sie bereits gut bekannt. Bei der letzten WM in Deutschland vor vier Jahren versäumte sie kaum ein Spiel.

Helmut Kohl, der fast alle Weltmeisterschaften besuchte, war allerdings bei Argentinien-Spielen nicht unbedingt immer ein Glücksbringer. Nach der deutschen 2:3-Finalniederlage 1986 in Mexiko entkorkte Kohl trotzdem in der Kabine eine Flasche Champagner. Bei der Revanche gegen die Südamerikaner vier Jahre später war Kohl in Rom wieder auf einem Ehrenplatz. Damals war Deutschland zusätzlich noch durch gleich zwei Staatsoberhäupter vertreten – neben Bundespräsident Richard von Weizsäcker saß auch noch Sabine Bergmann- Pohl, die letzte DDR-Präsidentin. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird der neue Bundespräsident Christian Wulff zu einer seiner ersten Auslandsreisen nach Südafrika starten, wenn die deutsche Elf es am 11. Juli ins Finale in Johannesburg schafft. dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false