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Politik: Ausgerechnet Bali

USA warnten vor Terror – aber nicht auf der Ferieninsel

Die US-Geheimdienste wussten vor den Bali-Bomben, dass Terroristen Anschläge in Indonesien vorbereiteten. Aber sie gingen davon aus, dass US-Bürger und so genannte US-Interessen gefährdet seien, also ihre Firmen und Konsulate, vor allem die Botschaft in Jakarta. Deshalb wurde US-Bürger schon seit fast einem Jahr vor Reisen nach Indonesien abgeraten. Jetzt hat das Außenministerium sein Botschaftspersonal in Jakarta reduziert und alle US-Bürger dazu aufgerufen, das Land zu verlassen.

Die Warnungen, die die US-Botschaft in Jakarta in den vergangen Monaten verbreitet hatte, waren deutlich. Zwei Tage vor dem Jahrestag des 11. Septembers hieß es: „Die Botschaft hat glaubwürdige und konkrete Informationen erhalten, nach denen die Gefahr von Terroranschlägen auf die US-Botschaft in Jakarta und das Generalkonsulat in Surabaya besteht." Auch dass die Amerikaner glaubten, die Bedrohung gehe von Al Qaida aus, ist sicher. „Uns liegt mehr vor als eine anonyme E-mail oder ein Anruf mit einer Bombendrohung", sagte US-Botschafter Ralph Boyce am gleichen Tag, „Al Qaida ist auf der Flucht, aber noch lange nicht besiegt.“ Die USA schlossen vorübergehend ihre Botschaften in Südostasien.

Ein paar Wochen später fuhr in Jakartas Nobelviertel Menteng mitten in der Nacht ein Auto auf ein Wohnhaus zu, das der US-Botschaft gehört. Man munkelt, dass dort CIA-Agenten lebten. Der Beifahrer hatte eine Granate in der Hand, sie explodierte, bevor er sie werfen konnte. Er starb, der Fahrer des Wagens wurde verletzt verhaftet. Die indonesische Polizei sagt, die beiden hätten möglicherweise versucht, bei einem Geschäftsmann in der Straße Schulden einzutreiben. Die Theorie glaubt in Jakarta niemand, denn Schuldeneintreiber haben noch nie Handgranaten benutzt.

Es gab viele Hinweise, aber scheinbar wusste kein Geheimdienst, dass ein Anschlag auf Bali geplant war. Wohl wegen der Peinlichkeit des eigenen, erneuten Geheimdienstversagens wiederholen die USA ihre Kritik am halbherzigen indonesischen Antiterrorkampf im Moment nicht. Indonesien wird vorgeworfen, Abu Bakar Bashir frei herumlaufen zu lassen, der als einer der Chefs der „Jemaah Islamiah" gilt. Die Organisation soll eine Terrorgruppe mit Verbindungen zu Al Qaida sein. Australiens Außenminister Alexander Downer glaubt, das „Jemaah Islamiah" hinter den Anschlägen auf Bali stecken könnte. Abu Bakar Bashir wurde Ende Januar kurz von der indonesischen Polizei verhört, danach durfte er nach Hause fahren. „Es gibt keine Beweise gegen ihn", sagt der Sprecher der Polizei.

In 149 Ländern sind Konten gesperrt worden, die helfen könnten, Terrorismus zu unterstützen. In Indonesien gab es keine Kontosperrung. „Wir haben nichts Verdächtiges gefunden", sagte der Gouverneur der Zentralbank. In Indonesiens Nachbarstaaten Malaysia und Singapur sind Dutzende mutmaßliche Terroristen verhaftet worden, in Indonesien nur drei. Zwei von ihnen übergab Jakarta bei Nacht und Nebel an die USA. Der dritte, noch ist nicht klar ob er wirklich ein Terrorist ist, ist der deutsche Staatsbürger Reda S., der seit Wochen in Jakarta vernommen wird.

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