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Auslandsreise: Benedikt in Auschwitz eingetroffen

Papst Benedikt XVI. hat zum Abschluss seiner Polenreise vor rund einer Million Gläubigen in Krakau eine Messe gefeiert und dabei immer wieder an seinen Vorgänger Johannes Paul II. erinnert. Im Anschluss traf er in Auschwitz ein.

Krakau - Papst Benedikt XVI. hat zum Abschluss seiner Polenreise in Krakau alle Christen zum Kampf für mehr Gerechtigkeit und Solidarität aufgerufen. Es sei Aufgabe der Christen, «den Armen, den Leidenden, den Ausgestoßenen Hoffnung zu bringen», rief Benedikt rund einer Million Gläubigen bei einer Messe unter freien Himmel zu.

An dem Gottesdienst am Sonnag nahmen auch der polnische Staatspräsident Lech Kaczynski, Ministerpräsident Kazimierz Marcinkiewicz sowie der Ex-Präsident und Friedensnobelpreisträger Lech Walesa teil. Bevor der Papst am Abend nach Rom zurückflog, stand ein Besuch im ehemaligen deutschen Vernichtungslager Auschwitz auf dem Programm.

Am frühen Sonntagabend trifft der Papst in Auschwitz ein, der letzten Station seiner viertägigen Polenreise. Alleine schritt Benedikt XVI. mit ernster Miene und gefalteten Händen durch das Tor des ehemaligen Vernichtungslagers mit der zynischen Aufschrift «Arbeit macht frei». Langsam ging er die Lagerstraße entlang zum Todesblock. Nur Glockengeläut unterbrach die vollständige Stille, als der 79-Jährige Kirchenführer und sein Gefolge durch das Lager gingen, das zum Symbol des nationalsozialistischen Terrors und des Holocaust wurde.

Vor der Todeswand, an der tausende Häftlinge erschossen worden waren, verharrte der Papst in stillem Gebet und verneigte sich anschließend tief. Zwei ehemalige Häftlinge überreichten ihm eine Kerze, die er vor der Todeswand anzündete. Eine Gruppe von 32 ehemaligen Häftlingen, unter ihnen Polen, Juden und Roma, stand entlang des Zellenblocks, dessen Fenster mit Holzbrettern vernagelt waren.

Joseph Ratzinger begrüßte jeden einzelnen der zum Teil gebrechlichen ehemaligen Häftlinge, die Halstücher mit den blau-weißen Streifen der Lagerkleidung und Schilder mit ihren Häftlingsnummern trugen. Er küsste die Wangen eines alten Mannes und streichelte die Hände einer Frau, als sie einige Worte mit ihm wechselte. Im unterirdischen, fensterlosen Teil des Todesblocks suchte der Papst anschließend die Zelle des Franziskanerpaters Maximilian Kolbe auf, der an Stelle eines Familienvaters in den Hungerbunker gegangen und 1982 heilig gesprochen worden war.

Allerdings war ein dunkler Schatten über das Gedenken an den Holocaust gefallen: Unbekannte Täter hatten am Samstag in Warschau den polnischen Oberrabbiner Michael Schudrich angegriffen. Das Opfer wurde nach Angaben polnischer Behörden leicht verletzt. Die Suche nach den Tätern brachte zunächst keinen Erfolg, die Hintergründe der Tat seien unklar, verlautete offiziell.

In seiner Predigt auf den Blonie-Wiesen in Krakau erinnerte Benedikt erneut an seinen polnischen Amtsvorgänger Johannes Paul II., der lange Zeit in Krakau Bischof war. Unter dem Jubel der Gläubigen sagte Benedikt: «Krakau, die Stadt Karol Wojtylas und Johannes Pauls II., ist auch mein Krakau.» Er fügte hinzu: «Ich wollte die Luft seiner Heimat atmen. Ich wollte das Land sehen, in dem er geboren wurde, in dem er aufwuchs und seinen rastlosen Dienst für Christus begann.» Unter dem Beifall der Menschen sagte er: «Ich grüße ganz Polen.»

Zugleich forderte das katholische Kirchenoberhaupt erneut Glaubenstreue und Standfestigkeit der Christen und warnte vor Abweichungen: «Glauben heißt zunächst, dass man als wahrhaft anerkennt, was unser Bewusstsein nicht voll begreifen kann. Wir müssen anerkennen, was Gott uns über sich selbst offenbart.»

Bereits der Samstag hatte ganze im Zeichen der Erinnerung an seinen im April 2005 gestorbenen Amtsvorgängers gestanden: Benedikt besuchte das Geburtshaus Johannes Pauls in der südpolnischen Kleinstadt Wadowice. Die Einwohner der 20.000-Seelen-Gemeinde bereiteten ihm einen überaus herzlichen Empfang. «Wir grüßen Dich und wir lieben Dich», riefen sie in Sprechchören. Benedikt machte erneut Hoffnungen auf eine rasche Seligsprechung Johannes Pauls. Er hatte den Prozess der Seligsprechung bereits kurz nach seiner Wahl eröffnet, im Vatikan heißt es aber, das Verfahren dürfte noch einige Zeit dauern. (tso/dpa)

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