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Das russische Außenministerium in Moskau.

© AFP/ Alexander Nemenev

Update

Krise zwischen Moskau und Washington: Außenminister Russlands und der USA telefonieren wegen Syrien

Nach dem Angriff auf einen syrischen Stützpunkt kritisiert Russland eine fehlende außenpolitische Strategie der USA. Außenminister Lawrow warnte vor Angriffen auf ein Land, das gegen Terroristen kämpfe.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat mit seinem US-Kollegen Rex Tillerson telefoniert. Thema sei die Lage in Syrien nach dem US-Luftangriff gewesen, teilte das russische Außenministerium am Samstag mit.

Lawrow habe deutlich gemacht, dass ein Angriff auf ein Land, dessen Regierung gegen den Terrorismus ankämpfe, nur den Extremisten in die Hände spiele. Das bedeute zusätzliche Gefahr für die Sicherheit sowohl in der Region als auch weltweit. Der Minister habe Tillerson zudem gesagt, dass Behauptungen, das syrische Militär habe Chemiewaffen eingesetzt, nicht der Realität entsprächen. Lawrow und Tillerson hätten sich darauf verständigt, das Gespräch über Syrien persönlich fortzusetzen. Der US-Außenminister wird kommende Woche zu seinem Antrittsbesuch in Moskau erwartet.

Zuvor hatte das russische Außenministerium nach dem US-Angriff auf einen syrischen Stützpunkt eine fehlende außenpolitische Strategie der US-Regierung kritisiert. „Wenn etwas vorhersehbar ist in den Vereinigten Staaten, dann ist es die Unberechenbarkeit ihrer Außenpolitik“, sagte die Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa der Agentur Interfax zufolge am Samstag im russischen Staatsfernsehen.

Am kommenden Mittwoch soll US-Außenminister Rex Tillerson in Moskau seinen russischen Amtskollegen Sergej Lawrow treffen. „Wir werden ihm zuhören und Fragen (zu dem Angriff) stellen“, sagte Sacharowa. Russland werde bei dem Treffen die Unzulässigkeit des Angriffs betonen. Im Mittelpunkt des Treffens werde auch der Kampf gegen den internationalen Terrorismus stehen. „Wir wären bereit für eine Zusammenarbeit auch in einem der schwierigsten Momente der bilateralen Beziehung“, sagte die Sprecherin.

Die USA hatten einen syrischen Stützpunkt als Reaktion auf einen mutmaßlichen Giftgasangriff durch Regierungstruppen mit Marschflugkörpern beschossen. Russland ist ein enger Verbündeter des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Der russische Sicherheitsrat unter Vorsitz von Präsident Wladimir Putin hat das als aggressiven Akt und als Verstoß gegen das Völkerrecht gewertet.

Britischer Außenminister reist nicht nach Moskau

Der britische Außenminister Boris Johnson hat am Samstag seinen geplanten Moskau-Besuch nach dem Giftgas-Einsatz in Syrien abgesagt. "Wir verurteilen, dass Russland das Assad-Regime auch nach dem Chemiewaffenangriff auf unschuldige Zivilisten weiter verteidigt", erklärte Johnson. Der Minister erklärte weiter: "Die Entwicklung in Syrien hat die Lage fundamental verändert. Meine Priorität sind nun die Kontakte mit den USA und mit anderen vor dem G7-Treffen am 10. und 11. April." Dadurch solle eine koordinierte internationale Antwort für einen Waffenstillstand und einen intensiveren politischen Prozess erreicht werden.

Trump verteidigt Entscheidung gegen Beschuss von Startbahnen

Das US-Militär hat bei seinem Schlag gegen den syrischen Luftwaffenstützpunkt Al-Schairat am Freitagmorgen die Start-und Landebahnen ausgenommen, „weil es zu leicht wäre, sie schnell wieder zu reparieren“. Das twitterte US-Präsident Donald Trump am Samstag - offenbar als Reaktion auf Berichte von Beobachtern, nach denen die syrische Luftwaffe weniger als 24 Stunden nach der US-Operation von Al-Schairat aus neue Angriffe gegen Rebellen geflogen hat.

„Der Grund dafür, dass man generell keine Rollfelder trifft, ist, dass sie leicht und mit wenig Kosten schnell aufgefüllt werden können“, schrieb Trump wörtlich. Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums vom Freitag konzentrierte sich der Raketenangriff auf Flugzeuge, Hangars, Petroleum- und logistische Vorräte, Munitionsbunker, Luftverteidigungssysteme und Radar.

Mindestens 15 Tote bei neuem Luftangriff in Syrien

Bei einem Luftangriff der US-geführten Militärkoalition in Syrien sind Aktivisten zufolge mindestens 15 Zivilisten getötet worden. Durch das Bombardement am Samstag auf ein Dorf am Stadtrand der IS-Hochburg Al-Rakka seien auch vier Kinder gestorben, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Ein Augenzeuge berichtete der Deutschen Presse-Agentur, die Attacke habe ein Internetcafé in dem Ort getroffen. Es gebe eine Reihe von Schwerverletzten, so dass die Zahl der Todesopfer noch steigen könnte.

Auf Al-Rakka, die wichtigste vom IS kontrollierte Stadt in Syrien, läuft seit November eine Offensive, die von kurdischen Truppen geführt und von der US-Koalition aus der Luft unterstützt wird. Zuletzt waren die Vereinigten Staaten in die Kritik geraten, weil die Anzahl ziviler Opfer bei ihrer Anti-IS-Kampagne in Syrien und dem Irak in den vergangenen Monaten drastisch angestiegen war. (dpa/AFP/Reuters)

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