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Auszählungschaos: Die Macht der Computer – und ein demokratisches Trauma

Sollte der Wahlausgang knapp werden, wird es wieder Anfechtungen geben. Die Wahlcomputer, die seit der Wahl 2000 in 30 Staaten installiert wurden, sind nicht zuverlässiger als die alten mechanischen Maschinen, die damals Chaos verursachten.

An den 7. November 2000 und die Tage danach möchte kein US-Demokrat gerne erinnert werden. Es war der Tag, an dem Florida kein eindeutiges Wahlergebnis ermitteln konnte: Erst wurde der Sieg dort George W. Bush zugeschrieben, dann doch dem demokratischen Kandidaten und heutigen Friedensnobelpreisträger Al Gore. Schließlich wurden die Stimmen neu ausgezählt und am Ende Bush per Beschluss des Obersten Gerichtshofs zum Präsidenten ausgerufen. Ein Trauma. Es soll sich nicht wiederholen.

Doch schon jetzt werden aus Staaten, in denen Wähler die Möglichkeit hatten, vorzeitig ihre Stimmen abzugeben, Unregelmäßigkeiten berichtet. In West Virginia, Tennessee und Ohio rechneten die Computer Stimmen der falschen Partei zu. Nachdem die Wähler die Probleme gemeldet hatten, wurden zwar die Maschinen neu kalibriert und Fehlzählungen berichtigt. Es besteht jedoch weiterhin die Gefahr, dass weniger aufmerksame Wähler die Falschzählungen gar nicht bemerken.

Das Phänomen der „Vote-Flip“ ist nur eines der Probleme, die bei den Wahlmaschinen beobachtet wurden. Bei den Kongresswahlen in Florida im Jahr 2006 wurden beispielsweise rund 18 000 Stimmen nicht gezählt – in einem regionalen Wahlkampf, der um weniger als 400 Stimmen entschieden wurde. Damit das am 4. November nicht passiert, produzieren die meisten der Wahlmaschinen einen Papierbeleg, der die Stimmabgabe bestätigt. In Ohio ist alleine dieser Beleg die rechtsgültige Stimmabgabe, die elektronische Auszählung lediglich Hilfsmittel. In Pennsylvania hingegen verhindert die Rechtslage, Computer zu benutzen, die Ausdrucke produzieren. Das Gesetz verbietet Wahlmaschinen, mit denen die Entscheidung einzelner Wähler nachvollziehbar gemacht wird.

Computerwissenschaftler bestreiten, dass fehlerhafte Rechner den Ausgang der Wahl beeinflussen könnten. „Etwa zehn Prozent der Computer versagen bei einer Wahl“, sagt Michael Shamus von der Carnegie Mellon Universität in Pittsburgh. Mit einer solchen Fehlerquote müsse man nun einmal rechnen. Statistisch gesehen gehe bei jedem Ausfall jedoch maximal eine Stimme verloren.

Sebastian Moll[New York]

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