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Politik: Autofreier Tag: Kaum jemand stieg auf Bus und Bahn um

Zum ersten europaweiten Autofreien Tag haben in Deutschland die wenigstens Autofahrer auf ihre Blechkarossen verzichtet. Durch viele der rund 170 Städte, die sich an der Aktion beteiligten, schoben sich am Freitag im Berufsverkehr die üblichen Blechkarawanen.

Zum ersten europaweiten Autofreien Tag haben in Deutschland die wenigstens Autofahrer auf ihre Blechkarossen verzichtet. Durch viele der rund 170 Städte, die sich an der Aktion beteiligten, schoben sich am Freitag im Berufsverkehr die üblichen Blechkarawanen. Die Verkehrsbetriebe registrierten in Bussen und Bahnen bis zum Nachmittag keinen Anstieg der Zahl der Fahrgäste. Dagegen fanden einzelne Veranstaltungen - wie Fußgängerrallyes, Skaterumzüge oder Kultur- und Musikveranstaltungen - regen Zuspruch. Politiker mahnten zum Autofreien Tag unter dem Motto: "In die Stadt - ohne mein Auto!" alternative Verkehrskonzepte an.

Die Straßen von Hamburg, München, Frankfurt/Main oder Stuttgart waren voll wie an anderen Werktagen. "Ein Verkehrstag wie an jedem Freitag", sagte ein Sprecher der Polizei in Hamburg. In Frankfurt/Main und Kassel hieß es: "Der Verkehr brummt wie immer." Auch in den mittelgroßen Städten Gießen, Wetzlar und Marburg beobachtete die Polizei "keine Veränderung im Straßenverkehr". Ein geringeres Verkehrsaufkommen als üblich meldete allein Chemnitz. Am Morgen riefen einige Autofahrer verunsichert bei der Polizei an und fragten, ob sie überhaupt in die Städte fahren dürften. Der Autofreie Tag war im Februar unter anderem von der EU-Kommission initiiert worden. Für Freitag hatten mehr als 800 europäische Städte, davon 170 in Deutschland, ihre Bürger aufgerufen, das Auto stehen zu lassen.

Viele Kommunalpolitiker ließen demonstrativ den Dienstwagen stehen. Der Hamburger Umweltsenator Alexander Porschke (GAL) wollte einen Elefanten als alternatives Fortbewegungsmittel testen. In Düsseldorf und Stuttgart versuchten Nahverkehrs-Betriebe Autofahrern mit Überraschungspaketen den Umstieg auf Bus oder Bahn schmackhaft zu machen. Die Aktion der Düsseldorfer Rheinbahn und des Verbandes Region Stuttgart hätten guten Anklang gefunden, hieß es. Ein Anstieg der Zahl der Fahrgäste habe es aber nicht gegeben. Generell Freifahrscheine gab es nur in wenigen Städten, etwa in Chemnitz nach 18 Uhr.

Mit einer drastischen Aktion demonstrierten etwa 50 Radfahrer in Köln. Nach einem Korso durch die Innenstadt verbrannten sie vor der Geschäftsstelle des ADAC eine Strohpuppe, die den Club-Präsidenten Otto Flimm darstellen sollte. Flimm habe wegen der hohen Benzinpreise indirekt mit Blockaden gedroht, erklärte Christian Gottschalk von der "Aktion 5 Mark".

Die Parlamentarische Staatssekretärin Gila Altmann (Grüne) sagte im Südwestrundfunk (SWR), der Autofreie Tag müsse "nicht mit drohendem Zeigefinger, sondern wirklich mit Lust und Spaß und positiv besetzt" werden. Es solle gezeigt werden, was öffentliche Transportmittel leisten könnten.

In einigen europäischen Hauptstädten gab es kilometerlange Staus. Wien erlebte nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA sogar ein Verkehrschaos. Von einem vermehrten Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrräder sei weit und breit nichts zu bemerken. Als möglicher Grund wurde das "nebelig trübe und feuchte Wetter" genannt. In Paris meldete der Rundfunk rund 60 Kilometer Stau in und um die französische Hauptstadt.

Neun von elf EU-Kommissaren, die sich am Freitag in Brüssel aufhielten, haben am autofreien Tag auf ihren Dienstwagen verzichtet. "Sie fuhren mit dem Fahrrad, gingen zu Fuß oder benutzten öffentliche Verkehrsmittel", berichtete Kommissionssprecher Peter Guilford. Vier Kommissare, darunter EU-Umweltkommissarin Margot Wallström, beteiligten sich an der Fahrrad-Demonstration durch den Brüsseler Jubelpark.

Auch außerhalb Europas gab es Aktionen gegen den Autoverkehr. In einigen Städten halfen die Behörden nach und sperrten einige Straßen für den Verkehr. Im Zentrum von Tel Aviv konnten sich deshalb Fußgänger und Radfahrer so frei wie sonst nie bewegen.in Genf fuhren in der Hauptverkehrszeit 15 Prozent weniger Fahrzeuge. In der notorisch verstopften thailändischen Hauptstadt Bangkok radelte Ministerpräsident Chuan Leekpai mit dem Mountainbike zu seinem Büro. In den vergangenen Tagen hatten die staatlichen Medien in Thailand an die Bevölkerung appelliert, ihre Autos am Freitag stehen zu lassen und öffentliche Transportmittel zu benutzen. Innenminister Banyat Bantathan kam mit dem Bus zur Arbeit, ebenso zwei weitere Kollegen.

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