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Politik: Bafög auch für Studenten im Ausland Europas Wissenschaftsminister beschließen schnelle Reformen

Berlin. Der „Hochschulraum Europa“ soll schneller als erwartet Wirklichkeit werden.

Berlin. Der „Hochschulraum Europa“ soll schneller als erwartet Wirklichkeit werden. Die Bildungsminister von 40 europäischen Staaten verständigten sich in Berlin darauf, schon ab 2005 einheitliche Studienabschlüsse einzuführen. Überall sollen dann die international anerkannten Studienabschlüsse Bachelor und Master angeboten werden. Die Minister wollen in den nächsten zwei Jahren auch die gegenseitige Anerkennung von Studienleistungen verbessern. Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) sprach zum Abschluss der „Bologna- Folgekonferenz“ von einem der „radikalsten Beschlüsse“ in der europäischen Hochschulpolitik.

Die Hochschulreformen sollen auch dabei helfen, die aktuellen Wirtschaftsprobleme in Europa zu lösen. „Damit können wir aus der wissenschaftlichen Bedeutungslosigkeit herauskommen“, erläuterte EU-Bildungskommissarin Viviane Reding. Das funktioniere allerdings nur, wenn die Staaten ihre Forschungskapazitäten in Hochschulen und Labors über die Grenzen hinweg zusammenführten. Die Notwendigkeit liege auf der Hand: In den USA würden beispielsweise erheblich mehr Patente angemeldet. 100000 Forscher aus Europa arbeiteten dort zurzeit. Reding: „Die brauchen wir in der EU, um unsere Wirtschaft anzukurbeln.“

Ursprünglich war das flächendeckende Angebot von Bachelor- und Masterstudiengängen erst vom Jahr 2010 an vorgesehen. Bei diesem Studiensystem kann, anders als bei den traditionellen langen deutschen Studiengängen wie beispielsweise zum Diplomingenieur, bereits nach dem sechsten Semester ein erster Studienabschluss erworben werden, der zum Beruf befähigt. Das darauf aufbauende Masterstudium soll zumeist der wissenschaftlichen Qualifizierung dienen. Das Doktorandenstudium soll sich europaweit als dritte Studienphase daran anschließen, wie die Wissenschaftsminister ebenfalls beschlossen. 

Die deutschen Hochschulen werden nun ihr gesamtes Studiensystem nach den neuen Abschlüssen ausrichten müssen. Auf Dauer sei ein Nebeneinander von neuen Abschlüssen und dem alten deutschen Diplom ausgeschlossen, sagte die Vertreterin der Bundesländer, Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD). Diese Entscheidung sei „nicht umkehrbar“. Die deutschen Hochschulen sollten zugleich die Umstellung für eine echte Reform der Studieninhalte nutzen und „nicht bloß alten Wein in neue Schläuche gießen“. Erdsiek-Rave: „Wer in ein neues Haus einzieht, hat auch die Chance zur Entrümpelung.“

Das bisher entwickelte Studiensystem muss nach Bulmahns Worten aber weiterentwickelt werden. So wollen es die Minister den Studenten leichter machen, ihre Studienförderung (Bafög) mit ins Ausland zu nehmen. Überall sollen zudem die Studienangebote auf ihre Qualität hin geprüft und durchschaubarer werden. Insbesondere müssten die Bachelor-Abschlüsse so gestaltet werden, dass sie vom Arbeitsmarkt akzeptiert würden. Erdsiek-Rave sagte, dass Deutschland sich bei den Reformen beeilen müsse. Bisher bieten die deutschen Hochschulen zwar schon mehr als 1800 Studiengänge zum Bachelor und Master an. Allerdings studieren dort weniger als vier Prozent der Studenten.

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