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Bagdad: Historisches Treffen zwischen Iran und USA

Seit fast drei Jahrzehnten sind die Beziehungen zwischen Iran und den USA eingefroren, doch die chaotische Lage im Irak brachte heute beide Seiten an einen Tisch.

Bagdad/Washington - Iran und die USA unterhalten seit der Islamischen Revolution von 1979 und der anschließenden monatelangen Besetzung der US-Botschaft in Teheran keine diplomatischen Beziehungen mehr. Einen Durchbruch gab es in der ersten Gesprächsrunde nach US-Angaben nicht.

US-Botschafter Ryan Crocker beschrieb das rund vier Stunden lange Treffen mit dem iranischen Botschafter Hassan Kasemi Komi und dem irakischen Sicherheitsberater Muwaffak al-Rubaie als freundlich und positiv. Außer der Sicherheitslage im Irak seien keine anderen Themen wie der Atomstreit mit dem Iran angesprochen worden, sagte Crocker.

US-Botschafter: Wir wollen Aktionen sehen

Nach den Worten von Crocker hat die iranische Delegation nicht auf die Aufforderung geantwortet, die Unterstützung und Bewaffnung von schiitischen Milizen zu beenden. Zwar stimmten die USA und Iran überein, dass aus dem Irak ein stabiles, demokratisches und friedvolles Land werden solle, aber Teheran müsse seine Prinzipien durch Aktionen vor Ort untermauern, sagte Crocker. "Wir wollen Aktionen und nicht nur Prinzipien sehen", sagte der US-Botschafter. Es sei aber bei dem Treffen nicht darum gegangen, Iran auf eine Anklagebank zu setzen und einen juristischen Fall aufzurollen.

Auch die iranische Delegation hat nach Angaben des US-Fernsehsenders CNN den US-Gesprächspartnern einen Forderungskatalog übergeben. Einzelheiten wurden jedoch nicht genannt. Es war erwartet worden, dass die Iraner einen Zeitplan für den Abzug der derzeit etwa 146.000 US-Soldaten aus dem Irak fordern.

USA: Iran unterstützt Schiitenmilizen

Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki betonte nach dem Treffen, die Präsenz der multinationalen Truppen sei davon abhängig, wie schnell die irakischen Truppen deren Sicherheitsaufgaben übernehmen könnten. Sein Land werde nicht dulden, dass diese Soldaten "zur Bedrohung irgendeines seiner Nachbarn werden". Ziel seiner Regierung sei ein "stabiler Irak, einer ohne internationale Truppen oder regionale Einmischung". Die irakische Regierung wolle aber auch nicht, "dass der Irak Basis für Terrororganisationen wird, die den Irak und seine Nachbarn bedrohen".

Die USA werfen Iran vor, schiitische Milizen im Irak mit Geld, Waffen und Ausbildung zu unterstützen. Diese Schiitenmilizen, die sowohl die ausländischen Soldaten als auch sunnitische Zivilisten töten, sind aus Sicht der USA die größte Bedrohung im Irak. Nach Angaben der US-Armee sind in besonders wirkungsvollen Bomben für Anschläge auf US-Armeefahrzeuge iranische Bauteile gefunden worden.

Beide Seiten hatten im Vorfeld ausgeschlossen, dass bei dem Treffen in Bagdad auch der Streit um das iranische Nuklearprogramm angesprochen werden sollte. Auch die Frage nach in Iran inhaftierten US-Bürgern sollte nach Angaben von US-Diplomaten ausgeklammert werden. Teheran hatte am Sonntag mitgeteilt, die iranische Spionageabwehr habe mehrere Agentenringe der USA und ihrer westlichen Alliierten enttarnt. (tso/dpa)

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