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Politik: Bald sind es nur noch zwei

Zwölf Bewerber, drei Favoriten und ein Kandidat, der wieder für eine böse Überraschung gut sein könnte

Rechts? Links? Oder Mitte? Am Sonntag müssen sich die Franzosen entscheiden, welchen Weg ihr Land in den nächsten fünf Jahren gehen soll. Zunächst fällt nur eine Vorentscheidung. Da voraussichtlich keiner der zwölf Kandidaten – drei Frauen und neun Männer – im ersten Anlauf die nötige Mehrheit von mehr als 50 Prozent der Stimmen erreicht, wird die Stunde der Wahrheit erst in der Stichwahl am 6. Mai schlagen. An der nehmen die beiden Kandidaten teil, die in der ersten Runde am besten abgeschnitten haben.

Nach allen Umfragen hat Nicolas Sarkozy, der Kandidat der konservativen Regierungspartei Union pour un Mouvement Populaire (UMP), die besten Aussichten, in die zweite Wahlrunde zu gelangen. Auf ihn entfallen seit Januar je nach Meinungsforschungsinstitut zwischen 27 und 30 Prozent der Stimmen. Neben Sarkozy gilt Ségolène Royal, die Kandidatin der Sozialisten, als Favoritin für den Einzug in die Stichwahl. Die für sie ermittelten Werte schwanken zwischen 23 und 26 Prozent. Gefahr droht ihr von François Bayrou, dem Kandidaten der Zentrumspartei Union pour la Démocratie Française (UDF). Nach einem mageren Start mauserte er sich zum „dritten Mann“, für den zuletzt zwischen 19 und 22 Prozent ermittelt wurden. Mit größter Vorsicht beurteilen die Meinungsforscher die Chancen des Kandidaten des Front National (FN), Jean-Marie Le Pen. In den Erhebungen rangiert er mit 13 bis 16 Prozent auf dem vierten Platz. Doch wie bei der Präsidentschaftswahl 2002, als er nach den Umfragen ebenfalls aussichtslos erschien, dann aber trotzdem in die Stichwahl gelangte, könnte Le Pen auch diesmal wieder für eine Überraschung sorgen. Wie vor fünf Jahren sind auch jetzt über 40 Prozent der Befragten noch nicht entschlossen, wen sie am Sonntag wählen sollen.

Als aussichtslos gelten die anderen Kandidaten: Nach den Umfragen hat keiner von ihnen eine Chance, mehr als fünf Prozent der Stimmen zu bekommen. Sie gehen ins Rennen, um sich Einfluss bei eventuellen späteren Regierungsbündnissen zu sichern. Zur Wahl haben sich 44,5 Millionen Franzosen eingeschrieben. Das sind 1,8 Millionen mehr als vor fünf Jahren. Das große Interesse gilt wohl den neuen Gesichtern der Politik. Zum ersten Mal seit 26 Jahren stellt sich kein Ex-Präsident oder Premier zur Wahl, und erstmals könnte mit Royal eine Frau ins höchste Staatsamt gelangen.

Hochkonjunktur bescherte der Wahlkampf auch den Satirikern. In der populären Fernsehsendung „Les Guignols de L’Info“, in der die Politiker als Puppen auftreten, wird Sarkozy als Nervösling dargestellt, der es allen recht machen möchte. Bayrou tritt als der Naive mit den großen Ohren auf. Schwierigkeiten bereitet Royal. Um nicht als Machos zu gelten, setzten die Autoren ihre Marionette nur schonend ein – mit dem entsprechenden Effekt der Langeweile. Jacques Chirac bleibt den Zuschauern übrigens erhalten. Die Latex-Figur des Noch- Staatschefs habe inzwischen eine „autonome Existenz“, die vom echten Chirac losgelöst sei, sagte „Guignols“-Spieler Ahmed Hamidi der Zeitung „Le Parisien“. Chirac soll demnach die Rolle „des alten Weisen“ übernehmen. (mit AFP)

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