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Politik: Balkan-Konflikt: Nato gewährt Serben Zugang zu Krisenregion

Nach bewaffneten Übergriffen albanischer Extremisten in Südserbien und in Mazedonien hat die Nato beschlossen, die an Mazedonien angrenzende entmilitarisierte Kosovo-Zone für die jugoslawische Armee zu öffnen. Aus diplomatischen Kreisen in Brüssel verlautete am Donnerstag, jugoslawische und serbische Sicherheitskräfte könnten so die Operationen der albanischen Freischärler im jugoslawisch-mazedonischen Grenzgebiet stoppen.

Nach bewaffneten Übergriffen albanischer Extremisten in Südserbien und in Mazedonien hat die Nato beschlossen, die an Mazedonien angrenzende entmilitarisierte Kosovo-Zone für die jugoslawische Armee zu öffnen. Aus diplomatischen Kreisen in Brüssel verlautete am Donnerstag, jugoslawische und serbische Sicherheitskräfte könnten so die Operationen der albanischen Freischärler im jugoslawisch-mazedonischen Grenzgebiet stoppen. Die hier stark vertretene albanische Minderheit hatte im vergangenen Jahr die Pufferzone genutzt, um eine schätzungsweise 800 Mann starke Untergrundarmee aufzubauen. Ihr wurden ein Anschlag im serbischen Presevo-Tal mit drei Toten und mehrere Gefechte mit der mazedonischen Armee angelastet.

Nach einem Feuergefecht mit drei Toten in Mazedonien hatte die Regierung in Skopje an die Kosovo-Friedenstruppe (Kfor) appelliert, albanische Extremisten zu verfolgen. Die Kfor war am Mittwoch an der kaum markierten Grenze in ein Gefecht mit Extremisten geraten und hatte zwei Personen angeschossen.

Unklar war der Umfang des Gebietes, in das die jugoslawische Armee einrücken kann, und ihre Bewaffnung. Aus diplomatischen Kreisen in Brüssel verlautete, das Gebiet werde vom Kommandeur der Kfor festgelegt. Wahrscheinlich dürften die Soldaten auch mit gepanzerten Fahrzeugen und Hubschraubern einrücken. Die Pufferzone war eingerichtet worden, um Zusammenstöße zwischen der Kfor und der Armee der früheren jugoslawischen Regierung des Sozialis-ten Slobodan Milosevic auszuschließen.

Grafik: Albaner auf dem Balkan

Wie weiter verlautete, sei die Öffnung des grenznahen Teiles der Pufferzone der erste Schritt für die allmähliche Rückgabe der Zone an Jugoslawien und sein Bundesland Serbien. Ähnliches könnte im Presevo-Tal geschehen, wo es seit dem vergangenen Jahr Spannungen zwischen albanischen Extremis-ten und Serben gibt.

Am Mittwoch waren im Presevo-Tal außerhalb der Pufferzone drei jugoslawische Soldaten getötet worden, als ihr Jeep auf eine Mine fuhr. Die griechische Regierung schlug vor, um der Gewalt in Mazedonien Einhalt zu gebieten, solle die Pufferzone um den Kosovo verkleinert werden. Eine Breite von einem statt fünf Kilometer sei ausreichend, teilte am Donnerstag ein Sprecher des Außenministeriums in Athen mit.

Nach dem Feuergefecht vom Sonntag berichteten die mazedonischen Behörden am Donnerstag, auch in der Nacht habe es im Grenzgebiet wieder Gefechte gegeben. Ein Beobachtungsturm sei von mehreren Seiten angegriffen worden, erklärte die Polizei. Es gebe aber keine Berichte über Opfer.

Die Zwischenfälle in Mazedonien, im Kosovo und im serbischen Presevo-Tal hatten am Mittwoch die Nato-Botschafter in Brüssel alarmiert. Nato-Generalsekretär George Robertson beriet in Washington mit der neuen US-Regierung, wie in den Albaner-Gebieten der jugoslawisch-mazedonischen Grenzregion ein neuer Konflikt verhindert werden kann. Die serbischen und jugoslawischen Behörden werfen den Freischärlern vor, das Presevo-Tal mit seiner albanischen Minderheit an den von der Uno verwalteten Kosovo anschließen zu wollen. In Mazedonien ist jeder vierte der zwei Millionen Einwohner albanischer Abstammung. Großalbanische Bestrebungen würden den erst 1991 gegründeten Kleinstaat sprengen.

Über das erste Gefecht im Kosovo, in das die Kfor verwickelt war, berichtete am Mittwoch US-Kommandeur Tom Gross in Skopje. Danach dauerte die Operation in dem Dorf Mijak vier Stunden. 250 Kfor-Soldaten aus den USA, Polen, der Ukraine und Litauen hätten das Dorf besetzt und nach bewaffneten Männern durchsucht. Mijak liegt unweit des mazedonischen Tanusevci, wo am Sonntag die drei Soldaten getötet worden waren. Die Grenze in der Bergregion zwischen Jugoslawien und Mazedonien, die zwischen den beiden Dörfern verläuft, ist praktisch noch nicht markiert. Mazedonien gehörte früher zum kommunistischen Jugoslawien.

Wegen der Spannungen an der Grenze hatte Mazedonien ein schärferes Vorgehen gegen albanische Rebellen vorgeschlagen. Ein Sprecher des mazedonischen Präsidenten Trajkovski begrüßte die Kfor-Operation.

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