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Politik: Ban redet Junta ins Gewissen

UN-Generalsekretär reist in Birmas Katastrophengebiet und fordert mehr Hilfe für die Opfer des Sturms

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bemüht sich in Birma um bessere Bedingungen für die Versorgung der bis 2,5 Millionen Menschen, die seit dem Wirbelsturm „Nargis“ Hilfe brauchen. „Die Junta hat jüngst einige Anzeichen für Flexibilität gegeben“, sagte Ban am Ende seines ersten Besuchstages in Birma. Nach Schätzungen von Hilfsorganisationen konnte weiterhin nur ein Viertel der Überlebenden erreicht werden. Wegen der Hindernisse von Birmas Junta können derzeit nur 30 Prozent der Hilfe fließen, die bereit stünde. Am Sonntag findet in Rangun eine Geberkonferenz statt, an der aus Berlin der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler (SPD), teilnimmt.

„Ich bringe eine Botschaft der Hoffnung. Ich hoffe, dass Ihr Volk und Ihre Regierung die Hilfe koordinieren können, so dass die Arbeit systematischer und organisierter geleistet werden kann“, sagte Ban in Rangun in einer kurzen Ansprache vor Birmas Außenminister, General Nyan Win, und anderen Junta-Vertretern. Der UN-Chef möchte mit Hilfe des südostasiatischen Staatenbundes Asean in Birma ein Logistikzentrum für Hilfsleistungen schaffen. „Die UN und die gesamte internationale Gemeinschaft stehen bereit, Ihnen zu helfen, diese Tragödie zu überwinden“, sagte Ban.

Der UN-Generalsekretär hatte zunächst in Ranguns Shwedagon-Pagode, dem wichtigsten Tempel des buddhistischen Landes, der bis zu 133 000 Sturmtoten gedacht. Bei einem Gespräch mit Birmas Premier, General Thein Sein, sagte Ban, er sei frustriert angesichts der Tatsache, dass Helfer Güter nicht zeitig in betroffene Gebiete bringen könnten.

Am Nachmittag flog der UN-Chef für drei Stunden ins Irrawaddy-Delta, um sich ein Bild von der Lage im schlimmsten Katastrophengebiet zu machen. An diesem Freitag soll Ban von Birmas Diktator Than Shwe empfangen werden. General Shwe, der mehrere Anrufe des UN-Generalsekretärs nicht angenommen hatte, empfängt nur sehr selten Auslandsgäste. Bans Vorgänger Kofi Annan konnte während seiner zehnjährigen Amtszeit nur ein Mal, bei einer Konferenz in Indonesien, persönlich mit Diktator Shwe sprechen.

Birmas Junta hält unterdessen ihr am Montag gegebenes Versprechen, mehr asiatische Helfer ins Land zu lassen und besser mit den Vereinten Nationen zu kooperieren. Mediziner aus Bangladesch und Singapur trafen ein, und auch das Welternährungsprogramm (WFP) erhielt Inlandsfluggenehmigungen für zehn Hubschrauber.

Direkte Hilfe aus dem Westen wird allerdings weiterhin nur eingeschränkt angenommen. So versuchen derzeit zehn Männer des Technischen Hilfswerks (THW) in einem Lagerhaus der Malteser in Rangun, Einheimische an ihren Wasseraufbereitungsanlagen anzulernen. In einem fünftägigen Crashkurs wollen Missionsleiter Stefan Mack und seine Männer die Wasseringenieure und Mechaniker so weit geschult haben, dass sie mit dem tonnenschweren Gerät im Irrawaddy-Delta allein zurechtkommen. „Die sind pfiffig, die lernen schnell. Da geht es nur noch um ein paar Kleinigkeiten“, sagte ein THW-Mitarbeiter. Immer wieder werden die Maschinen auf- und abgebaut – so entsteht die nötige Routine für den Einsatz im Delta, wo die Einheimischen auf sich gestellt sein werden. Ende der Woche soll das frische birmanische Team mit der Anlage ins Delta ziehen. 100 000 Liter Wasser für 10 000 Menschen können sie am Tag aufbereiten. Solange die THW-Leute aus Deutschland keine Genehmigung haben, sich selbst ins Irrawaddy-Delta zu begeben, werden sie am Stadtrand weiterhin Einheimische schulen, immer wieder neue Teams.

Die Junta verhindert derweil die Arbeit der wenigen Journalisten, die als Touristen getarnt nach Birma reisten, immer effektiver. Verlässliche Berichte aus dem Irrawaddy-Delta gibt es kaum noch. „Eine humanitäre Katastrophe entfaltet sich“, befürchtet Sarah Ireland von der britischen Hilfsorganisation Oxfam.

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