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Am Flughafen wurde US-Präsident Barack Obama (Mitte) vom kubanischen Außenminister Bruno Rodriguez begrüßt.

© REUTERS

US-Präsident auf Kuba gelandet: Barack Obama ist beliebter als die Castros

Der Besuch von Barack Obama auf Kuba ist historisch. Aber die USA dürften sich verschätzt haben, wenn sie glauben, dass das Land ihnen zu Füßen liegt.

Nun ist er auf der Insel gelandet – als erster amtierender US-Präsident seit 1928. Noch am Abend unternahm Barack Obama einen Spaziergang durch die jahrzehntelang vernachlässigte Altstadt Havannas, die heute an vielen Stellen aufwendig renoviert wird und einen Eindruck liefert vom enormen touristischen Potenzial Kubas.

Potenzial, das ist das Stichwort, um zu verstehen, warum die US-Regierung nach mehr als einem halben Jahrhundert wieder Beziehungen mit Kuba aufgenommen hat und ihre anachronistische Blockade aufhebt. Das Wirtschaftsembargo war nur noch absurd und im Falle der Blockade lebenswichtiger Medikamente sogar kriminell. Auch dass die USA ausländischen Firmen quasi verboten hatte, mit Kuba zu handeln (wenn man es sich nicht mit den USA verderben wollte), war an Arroganz kaum zu überbieten. Nun hat Obama erkannt, dass die kommunistische Insel sich durch Handel und Kontakte stärker verändern wird als durch Druck. "Es funktioniert nicht", hat Obama über das Embargo gesagt. Er ist Pragmatiker, kein Ideologe. Er hat begriffen, dass autoritäre Regime einen Feind brauchen, um zu überleben. Obama ist heute beliebter auf Kuba als die Castros.

Als erster amtierender US-Präsident seit 1928 besucht Barack Obama Kuba.

© AFP

Eine halbe Million Kubaner sind als Selbstständige registriert

Aber die Amerikaner mögen sich verschätzt haben, wenn sie glauben, dass ihnen Kuba nun zu Füßen liegt. Es ist kein Geheimnis, dass sich die US-Businessgemeinde von der Öffnung Kubas viel erwartet. Man glaubt, ein riesiger Markt hungriger Konsumenten stehe jetzt offen. Tatsächlich hat seit Raúl Castros Machtübernahme eine zarte wirtschaftliche Liberalisierung stattgefunden. Eine halbe Million Kubaner sind als Selbstständige registriert, die meisten unterhalten Gästehäuser, Restaurants, fahren Taxis. Sie sind also im Tourismus tätig, wo es die wertvollen Konvertiblen Pesos (CUC) zu verdienen gibt. CUC ist die Währung für Ausländer, sie hat ungefähr den Wert des Dollars. Bisher waren es vor allem Europäer und Kanadier, die Kuba besuchten. 2015 schnellte die Zahl von Touristen aus den USA um 80 Prozent in die Höhe.

Im Gegensatz zu ihnen werden US-Unternehmen von den Kubanern stiefmütterlich behandelt. Es prallen zwei Wirtschaftswelten aufeinander. Die hemdsärmelige Art der Amerikaner trifft auf die behäbige, mit Regeln überladene kubanische Bürokratie. Ein Großteil der kubanischen Wirtschaft wird vom Militär kontrolliert, Gehälter müssen an den Staat gezahlt werden. Es überrascht daher nicht, dass bisher weniger als eine Handvoll US-Firmen in Kuba Fuß gefasst haben.

Die Menschen wollen nicht vom Kommunismus direkt in den Konsumismus

Vielen Kubanern scheint das nicht unrecht zu sein. Investitionen seien zwar wichtig, sagen sie, aber den Kapitalismus amerikanischer Prägung wollen sie nicht. Sie sind in der Mehrheit eben gut informiert. Vom Kommunismus direkt in den Konsumismus? Nein danke! Und sie erwarten, dass der Staat sie vor Rückgabeansprüchen von Exilkubanern schützt.

Schon vor seiner Reise versuchte Obama, gute Stimmung zu machen. In einem Fernsehsketch telefonierte er mit dem beliebten kubanischen Komiker Pánfilo. Die beiden scherzen, dass Pánfilo den US-Präsidenten mit seinem Moskwitsch abholen könnte. Obama könne auch bei ihm schlafen, sagt Pánfilo. Nur das Bett sei ein bisschen unbequem, die Federn drückten. "Es ist nicht einfach", benutzt Pánfilo einen typischen kubanischen Ausdruck. Und Obama wiederholt auf Spanisch: "No es fácil!" In der Tat.

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