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Politik: Bauernführer hungert gegen Genmais Bové fordert Verbot

in Frankreich

Paris - Der bekannte französische Bauernführer und Globalisierungskritiker José Bové ist gemeinsam mit 15 Anhängern in Paris in einen unbefristeten Hungerstreik gegen die Legalisierung von Genmais in der EU getreten. Jetzt trinkt der Bauernrebell Bové nur noch Wasser. Sein Hauptquartier hat er in einem Wohnwagen neben der Pariser Börse in der Rue de la Banque aufgeschlagen. Die Straße im Zentrum der Hauptstadt entwickelt sich zu einem beliebten Treffpunkt für sozialen und politischen Protest. Am selben Ort hatten im vergangenen Jahr Dutzende aus Afrika stammende Migrantenfamilien ihre Zelte aufgeschlagen, um auf ihre krasse Wohnungsnot aufmerksam zu machen. Mit Erfolg.

Bové versicherte auf einer improvisierten Pressekonferenz, ihm und seinen Freunden sei es völlig ernst mit dem Hungerstreik. Er verlange von seiner Staatsführung, beim Genmais endlich Farbe zu bekennen. Der Regierung von Präsident Nicolas Sarkozy wirft der 54-Jährige Wortbruch vor. Sie hatte auf einer großen Umweltkonferenz im Oktober ein Moratorium für den Anbau der einzigen in Frankreich zugelassenen Genmais- Sorte Mon 810 bis Februar beschlossen. Jedoch wird bis dahin gar nicht ausgesät. Die Ankündigung, Genmais per Gesetz zu stoppen, blieb bislang unerfüllt.

Bové, der selbst gemeinsam mit militanten Genmaisgegnern solche Felder zerstört hatte, saß deshalb schon mehrere Monate im Gefängnis. In seinem Kampf gegen Industrienahrung, die er „Mal-bouffe“ (Fraß) nennt, hat er einmal ein ganzes Fastfoodrestaurant verwüstet. Diesmal versucht es der Bauernrebell, der sich gern als Anhänger von Mahatma Gandhi bezeichnet, mit gewaltlosen Methoden. Zum Beginn seines Protestes besuchte ihn bereits medienwirksam die sozialistische Ex-Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal, die ebenfalls gegen genetisch modifizierte Organismen in der Nahrung ist.

Die Hungerstreikenden wollen, dass Paris in Brüssel eine Ausnahmeregelung erreicht, wodurch dann der Anbau von Genmais in Frankreich verboten werden kann. Ihrer Ansicht nach liegen genügend wissenschaftliche Studien vor, um die Ausnahmeprozedur in Gang zu setzen. Konkret hat Paris Zeit bis zum 9. Februar, um bei der EU eine solche Sonderregelung zu beantragen. Im Kabinett aber scheint man sich bezüglich des Vorgehens nicht einig zu sein. Während das Umweltministerium die Bedenken der Genmaisgegner teilt, hat das Landwirtschaftsministerium Verständnis für die Interessen der Maisproduzenten, die sich von der Gentechnologie größere Ernten und Schutz vor Schädlingen erwarten.

Bereits diese Woche werde in der Streitfrage ein Expertengutachten erwartet, kündigte Umweltstaatssekretärin Kosciusko-Morizet nach einem Gespräch mit Bové an. Je nach Ergebnis werde Paris eine Sonderregelung in Brüssel verlangen oder nicht.Rudolf Balmer

Rudolf Balmer

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