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Politik: Benzinpreise: Großbritannien

Unter Polizeischutz haben in Großbritannien die ersten Tanker die Blockaden um Treibstoffdepots und Raffinerien durchbrochen. Der Sprit ist für Ambulanzen, Polizei und Feuerwehr bestimmt.

Unter Polizeischutz haben in Großbritannien die ersten Tanker die Blockaden um Treibstoffdepots und Raffinerien durchbrochen. Der Sprit ist für Ambulanzen, Polizei und Feuerwehr bestimmt. Premier Tony Blair hofft jedoch, dass "binnen 24 Stunden" die Zapfsäulen wieder für alle Autofahrer zu sprudeln beginnen. Das scheint im Augenblick noch ein frommer Wunsch: 95 Prozent der britischen Tankstellen haben keinen Tropfen Benzin mehr. Ungeachtet der harten Gegenmaßnahmen der Regierung halten die Proteste an. Lastwagenkonvois brachten den sowieso schon spärlich fließenden Verkehr in der Londoner Innenstadt zum Stillstand.

Noch wurde keine Blockade vor den Benzinversorgungszentren aufgehoben. Die Tanker kamen nur durch, weil ihre Ladung für öffentliche Dienste bestimmt war. Fahrer weigerten sich jedoch, die Raffinerie in Avonmouth zu verlassen, als bekannt wurde, dass die Ladung zu öffentlichen Tankstellen rollen sollte. Tony Blair lässt es jetzt auf die Konfrontation ankommen. Er berief die Chefs der Benzinkonzerne in die Downing Street und verpflichtete sie, die Belieferung der Tankstellen wieder aufzunehmen. Notstandsgesetze gäben der Polizei die Möglichkeit, den Weg der Konvois durch die Blockaden zu erzwingen.

Die Benzinproteste weiteten sich schnell zu einer öffentlichen Krise aus. Krankenhäuser müssen Operationen verschieben, weil Ärzte und Personal nicht mehr zum Dienst erscheinen können. Aus diesem Grund schlossen auch schon viele Schulen. Straßenreinigung und Müllabfuhr mussten stark eingeschränkt werden. Die Industrie-und Handelskammer schätzen den Schaden durch Personalausfall und Lieferverzögerungen auf täglich eine Dreiviertelmilliarde Mark. Durch Panikkäufe wurden die Regale mit Milch und Brot in den Supermärkten leer gefegt.

Die Grafschaft Wiltshire im Westen Englands hat den Notstand ausgerufen. Der Planungsstab für die medizinische Versorgung bezeichnete die Benzinlieferung, die durchkam, als "einen Tropfen im Ozean". Trotz der misslichen Lage stehen laut Meinungsumfragen 90 Prozent der Briten hinter den Protesten. Die Volkswut richtet sich gegen die Regierung, die nichts gegen die mit Abstand höchsten Benzinpreise Europas (2,70 DM pro Liter) unternimmt.

beb

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