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Druckfrisch. Schlüsselanhänger mit dem Konterfei des neuen Papstes werden in Rom angeboten. An seinem zweiten Arbeitstag warnte er die Kirche vor Pessimismus. Foto: Reuters

© REUTERS

Politik: Bergoglios Verhalten in Militärdiktatur beschäftigt Rom weiter

Betroffener Jesuitenpater veröffentlicht Stellungnahme zum neuen Papst / Vatikan: Franziskus hat ein „reines Gewissen“.

BerliN/RomPROGRAMM PD] - Die Rolle des neuen Papstes Franziskus in der Zeit der argentinischen Militärjunta lässt die katholische Kirche nicht zur Ruhe kommen. Zu den Vorwürfen, Bergoglio habe als Ordensoberer der Jesuiten zu wenig getan, um zwei Mitbrüder vor einer Entführung zu schützen, äußerte sich am Freitag einer der beiden Betroffenen. In einer persönlichen Stellungnahme, die der Jesuitenorden veröffentlichte, versucht der 85-jährige Pater, den neuen Papst zu entlasten.

Er beschreibt, dass er in den 70-er Jahren mit einem Mitbruder in einen Slum gezogen sei, um den Armen zu helfen. Einer ihrer Laienmitarbeiter habe sich den Guerillas angeschlossen, woraufhin auch sie beide in Verdacht geraten und verhaftet worden seien. Danach hätten sie fünf Monate im Gefängnis gesessen. „Ich kann keine Stellung zur Rolle von Pater Bergoglio in diesen Vorgängen nehmen“, schreibt Jalics.PROGRAMM PD] Er sei „mit den Geschehnissen versöhnt“ und betrachte sie abgeschlossen. Er habe mit Bergoglio 2005 über die Sache gesprochen, danach hätten sie gemeinsam eine Messe gefeiert. Nun wünsche er „Papst Franziskus Gottes reichen Segen für sein Amt“. /PROGRAMM PD]Vatikansprecher Federico Lombardi erklärte am Freitag, Papst Franziskus habe PROGRAMM PD]angesichts der Vorwürfe „ein reines Gewissen“ und gehe „seinen Weg weiter“. /PROGRAMM PD]

Der Sozialethiker und Jesuit Friedhelm Hengsbach sieht die Rolle des neuen Papstes während der Militärjunta kritisch: „Ich denke, das ist ein Schatten“, sagte er im Deutschlandradio Kultur. Die argentinischen Jesuiten seien damals gespalten gewesen, ihre Mehrheit allerdings „sehr stark verfilzt“ mit den konservativen und nationalistischen Kräften.

PROGRAMM PD]Franziskus warnte an seinem zweitem Arbeitstag vor Pessimismus in der Kirche. Man dürfe Bitterkeit und Entmutigung nicht nachgeben, „die der Teufel uns täglich bietet“, sagte er in seiner ersten Audienz für die Kardinäle. Mit dem Teufel argumentiert Jorge Mario Bergoglio gerne, das tat er auch schon als Erzbischof von Buenos Aires. In einem Brief an argentinische Ordensschwestern, aus dem argentinische Zeitungen zitierten, polemisierte er 2010 selbst für die katholische Kirche ungewöhnlich scharf gegen die Homo-Ehe: „Die Identität und das Überleben der Familie, von Vater, Mutter und Kindern steht auf dem Spiel“. Es gehe um eine „frontale Zurückweisung des göttlichen Gesetzes, das in unsere Herzen eingepflanzt ist“. Es gehe „um einen Schachzug des Vaters der Lüge (Satans), der die Kinder Gottes zu verwirren und betrügen sucht“.

/PROGRAMM PD]Nach und nach sickern Informationen über das Konklave an die Öffentlichkeit. Laut Medien erhielt Bergoglio 90 von 115 Stimmen, mehr als im Jahr 2005 sein Vorgänger Joseph Ratzinger. Offenbar wurde er sowohl von konservativen als auch von moderaten Kardinälen gewählt. Auffällig ist, wie groß die Freude bei dem moderaten Mainzer Kardinal Karl Lehmann über Franziskus und dessen erste Auftritte ist. Mehrfach lobte er den „starken Anfang“. Einige Beobachter halten Lehmann gar für den „Papstmacher“, der für Bergoglio im Konklave die Strippen gezogen haben soll. Bereits im Konklave 2005 soll sich Lehmann für Bergoglio eingesetzt haben. clk/KNA

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