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Berlusconi oder Prodi?: Italien hat die Wahl

Soll Ministerpräsident Silvio Berlusconi weiter im Amt bleiben oder sein Herausforderer Romano Prodi mit seinem Mitte-Links-Bündnis "Unione" Regierungschef werden Beobachter rechnen mit einem knappen Ergebnis.

Rom - Stunde der Wahrheit in Rom: Nach einem erbitterten Wahlkampf entscheiden die Italiener seit Sonntag, ob Ministerpräsident Silvio Berlusconi weiter regiert oder von seinem Herausforderer Romano Prodi abgelöst wird. Experten rechnen für Montag mit einem knappen Ausgang der Parlamentswahlen und schließen eine «gespaltene Mehrheit» zwischen Abgeordnetenhaus und Senat nicht aus. «Ich wünsche mir, dass alles regulär und friedlich verläuft», sagte der ehemalige EU-Kommissionspräsident Prodi bei der Stimmabgabe in Bologna. Prognosen zum Ausgang der Wahl soll es unmittelbar nach Schließung der Abstimmungslokale um 1500 Uhr geben.

Bereits 1996 waren das Mitte-Rechts-Lager Berlusconis und das Mittel-Links-Bündnis Prodis gegeneinander angetreten. Damals siegte Prodi und brachte erstmals in der italienischen Demokratie die Linke an die Macht. 2001 dagegen errang das Berlusconi-Lager 49,5 Prozent der Stimmen und hatte in der Abgeordneten gut 100 Sitze mehr als die Opposition.

Nach ruhigem Wahlauftakt gingen bis Sonntagmittag gut 17 Prozent der 47 Millionen Wahlberechtigten an die Urnen. Vor fünf Jahren waren es zur gleichen Zeit 21,5 Prozent: Doch die Zahlen sind nicht vergleichbar, da dieses Mal an zwei Tagen gewählt wird. Damit wollen die Behörden eine Wiederholung des Wahlchaos von 2001 verhindern. Das Innenministerium rief dazu auf, nicht erst in letzter Minute abzustimmen.

Berlusconi ging mit seiner Mutter in Mailand zur Wahl, wollte sich jedoch nicht öffentlich äußern. Zwar sahen letzte veröffentlichte Umfragen vor zwei Wochen das Prodi-Lager zwar vorn. Aber angesichts von vier Millionen unentschiedener Wähler wollten Beobachter ein Kopf-an-Kopf-Rennen nicht ausschließen. Der Abstimmung war ein harter Wahlkampf vorausgegangen, der auch von gegenseitigen Beleidigungen geprägt war.

Insgesamt geht es um 630 Sitze in der Abgeordnetenkammer und 315 Sitze im Senat. Erstmals können auch die 2,6 Millionen im Ausland lebenden Italiener wählen. Sie entscheiden über zwölf Abgeordnete und sechs Senatoren.

Nach der jüngsten Wahlrechtsänderung, die Berlusconi Ende des Jahres gegen den Protest der Opposition durchsetzte, wird das Parlament erstmals nach über zehn Jahren wieder nach dem Verhältniswahlrecht gewählt. Dadurch wird der Einfluss kleiner Parteien erhöht. (tso/dpa)

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