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Birma: Hilfe statt Strafe

Das Welternährungsprogramm wirbt um humanitäre Mittel für Birma – jenseits der Sanktionen. Die USA überlegen, die Hilfe aufzustocken, einige europäische Staaten auch, Großbritannien habe es angekündigt.

Heute also ist Chris Kaye in Berlin. Es ist das Ende einer Reise, die den blonden Briten bereits nach Washington und Brüssel geführt hat. Chris Kaye ist Landesdirektor des Welternährungsprogramms (WFP) in einem weitgehend vergessenen Winkel der Welt: Birma. Chris Kaye versucht, bei den Regierungen rund um den Globus Geld zu sammeln. 120 Millionen Dollar, sagt er, brauche das WFP, um in den kommenden drei Jahren mit seinen Mitarbeitern zwei Millionen Birmanen zu helfen, die nicht genug zu essen haben, um zu überleben. Insgesamt hätten fünf Millionen Menschen diese Hilfe nötig, fast zehn Prozent der Bevölkerung des asiatischen Landes.

Die Welt kennt die unter Hausarrest stehende Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, der Westen hat Sanktionen gegen die Militärjunta verhängt, hat aber trotz der harschen Reaktion der Junta nach dem verheerenden Zyklon Nargis im Mai 2008 viel Geld gespendet, um den Überlebenden zu helfen. Nun geht es um langfristige Hilfe und Menschen jenseits des Irrawaddy-Deltas. „Es sieht so aus, als bestrafe die internationale Gemeinschaft die Bevölkerung für das Verhalten der Regierung“, kritisiert Chris Kaye. Er hofft, dass die Geberländer die humanitäre Notwendigkeit der Hilfe für die Menschen erkennen. Nicht zuletzt könnte dabei vielleicht die leichte Öffnung der birmanischen Regierung helfen. Die Junta hat mit der Ikone der Friedensbewegung, Aung San Suu Kyi gesprochen, ihr Kontakt zu westlichen Diplomaten gestattet. Es heißt, die Generäle dächten womöglich auch über eine Lockerung ihres gerade erst verlängerten Hausarrestes nach. Die USA diskutieren über eine Veränderung ihrer Birmapolitik. Kaye findet, die Birmanen hätten mehr humanitäre Hilfe verdient: Laos bekomme pro Kopf und Jahr 63 Dollar, Birma gerade mal vier.

Kaye ist seit drei Jahren in Birma. Die Zusammenarbeit mit Behördenmitarbeitern nennt er sehr gut. Er weiß, dass viele Menschen in Birma, das auf Platz 135 der 179 Länder des Berichts zur menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen rangiert, Hilfe brauchen – und viele in ziemlich unzugänglichen Gegenden leben. Im Bundesstaat Kachin im Norden haben nach WFP-Angaben 88 Prozent der Haushalte nicht genug zu essen – in einem Land, das eigentlich mehr Lebensmittel produzieren könne als nötig. In einigen Regionen aber hätten die Menschen keinen Zugang dazu. Im Chin-Staat im Nordwesten gibt es nach einer Rattenplage Probleme, im Shan-Staat im Nordosten brauchen die Bauern neue Einkommensquellen statt der Mohnproduktion, in der zentralen Trockenzone gibt es keine Auffangbecken für den Regen, der dort nur kurz, dafür aber umso heftiger fällt.

Bisher hat Kaye noch keine konkreten Zusagen. Er fährt aber optimistisch wieder nach Rangun. Die USA überlegen, die Hilfe aufzustocken, einige europäische Staaten auch, Großbritannien habe es angekündigt. Kaye hofft, dass Deutschland unter der neuen Regierung so hilft, wie bisher. In den vergangenen drei Jahren seien es fünf Millionen Euro gewesen.

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