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Birma: Zeichen der Hoffnung

Das Regime in Birma behindert noch immer die Arbeit der Helfer - aber es gibt kleine Erfolgsgeschichten.

Mehr als sechs Wochen ist es inzwischen her, dass der Zyklon Nargis das Irrawaddy-Delta in Birma verwüstete. Doch bis heute gestaltet sich die Hilfe schwierig. In den vergangenen Tagen wurde wieder ein Prominenter festgenommen. Diesmal war es der Journalist und Regimekritiker Zaw Thet Htwe. Er hatte Kochgeschirr in seinen Heimatort Minbu gebracht.

Doch es gibt auch Zeichen der Hoffnung. In dem beim Sturm stark zerstörten Armenviertel Kyimyindine nahe Rangun wurde am Dienstag mit einer kleinen Feier eine Klinik eröffnet, die nach dem Wirbelsturm mit Geldern aus Berlin gebaut worden ist. „Am Morgen konnten schon 50 Patienten behandelt werden“, erzählt Su Su, die birmanische Unternehmerin, die den Bau organisiert und überwacht hat. Die Bewohner von neun Dörfern finden hier jetzt täglich eine Ärztin und eine Krankenschwester. Bisher sind Kranke meist erst zum Arzt gegangen, wenn es gar nicht mehr anders ging, denn allein das Boot über den Fluss kostet den Tageslohn eines Familienvaters. „Heute früh waren zum Beispiel schon eine Mutter mit ihrem stark fiebernden Jungen und eine Hochschwangere da.“ Schwester und Ärztin sollen auch Gesundheitstipps geben. „Wenn Leute bisher bei starkem Durchfall ein Aufbaumittel bekommen haben, haben sie das Pulver gegessen, anstatt es in Wasser aufzulösen. Sie wissen bisher auch nicht, was sie nach Schlangenbissen tun müssen. Und wir haben viele Schlangen“, sagt Su Su. Der Berliner Chef des Reiseveranstalters Geoplan, Stefan Kraft, hat nach den guten Erfahrungen mit dieser schnellen Hilfe weitere Unterstützung mit Spenden von Kunden zugesagt. Für ein Jahr werden Ärztin und Schwester bezahlt. Das vom Sturm weggerissene Dach und ein Schulraum im Kloster Chaungwa nebenan werden repariert. „Der Abt ist Schirmherr des Projekts“, sagt Kraft nicht ohne Stolz.

Trotz der Einschüchterungsversuche des Regimes lassen sich einige private Helfer nicht von Delta-Touren abhalten. Sie berichten noch immer von Dörfern, die auf Hilfe warten – vor allem auf sauberes Wasser. Das Technische Hilfswerk betreibt, teils mit deutschen, teils mit einheimischen Helfern, in Bogale und in Labutta Aufbereitungsanlagen. Genehmigungen erhält das THW jetzt problemlos, sagt Delegationsleiter Stephan Mack. Ende der Woche will er mit Unicef zehn weitere Standorte per Hubschrauber erkunden. „Mit den UN-Anlagen können wir noch einmal 100 000 Leute versorgen.“

Auch in dem vom Sturm verschonten Norden bangen viele um ihre Zukunft. „Die Leute in Bagan und am Inle-See werden vielleicht späte Opfer von Nargis,“ sagt ein Insider. „Wenn keine Touristen kommen, ist auch ihre Existenz in Gefahr.“

Richard Licht

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