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Blitzbesuch: Obama räumt Probleme in Afghanistan ein

Präsident Obama hat beim Überraschungsbesuch in Afghanistan Selbstkritik geübt. Die Soldaten schwor er auf eine harte Zukunft ein: "Vor uns liegen schwierige Tage."

"Die Fortschritte kommen langsam", sagte Barack Obama vor Soldaten auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram nahe Kabul. "Vor uns liegen schwierige Tage". Der Präsident zeigte sich dennoch überzeugt, dass die internationale Koalition im Kampf gegen die radikalislamischen Taliban die Oberhand behält. "Nie wieder wird dieses Land als Versteck dienen, um die Vereinigten Staaten anzugreifen", erklärte Obama.

Am Freitag traf der US-Präsident zu einem Blitzbesuch auf dem Militärstützpunkt in Bagram ein. Auch ein Treffen mit US-General David Petraeus, dem Oberbefehlshaber der internationalen Truppen, war vorgesehen. Eine direkte Zusammenkunft mit Staatschef Hamid Karsai musste allerdings ausfallen – wegen schlechten Wetters konnte Obama nicht wie geplant weiter nach Kabul fliegen. Stattdessen sprach er mit Karsai über Telefon.

Aus Sicherheitsgründen waren die Reisepläne zunächst geheim gehalten worden. Hauptaufgabe Obamas ist es, sich ein Bild von der Lage im Kampf gegen die Taliban zu machen. Die USA wollen noch in diesem Jahr eine Bilanz der Offensive gegen die Aufständischen ziehen. Die zweite Afghanistan-Reise des Präsidenten sollte lediglich wenige Stunden dauern, berichteten US-Medien. Obama hatte die Zahl der US-Soldaten im Land in diesem Jahr auf rund 100.000 erhöht. Während die Offensive gegen die radikalislamischen Taliban zunächst auf erheblichen Widerstand stieß, sprechen US-Militärs seit einiger Zeit von einer Verbesserung der Sicherheitslage.

Allerdings hatte das Verteidigungsministerium erst vor kurzem trotz der massiven Truppenaufstockung nur eine verhaltene Erfolgsbilanz des Afghanistan-Einsatzes während der vergangenen Monate gezogen. Die Fortschritte im Land seien "unausgewogen", wobei es mit Blick auf Sicherheit und Regierungsstrukturen lediglich "moderate" Zugewinne gebe, heißt es in dem Pentagon-Bericht.

Obamas Plan ist es, bereits im Sommer kommenden Jahres den stufenweisen Abzug der US-Truppen einzuleiten. Die Verantwortung soll Schritt für Schritt an afghanische Soldaten übertragen werden. Bis Ende 2014, so die Strategie der Nato, sollen alle Kampftruppen abgezogen werden, falls die Lage dies erlaubt. Petraeus warnte allerdings vor überzogenen Hoffnungen auf einen raschen Abzug.

Das Verhältnis Obamas zu Karsai gilt als gespannt. Belastet wurde das amerikanisch-afghanische Verhältnis in den vergangenen Tagen durch die Veröffentlichung vertraulicher Diplomaten-Depeschen auf der Internetplattform Wikileaks, in denen US-Diplomaten den afghanischen Präsidenten als unzuverlässig und mental instabil sowie dessen Regierung als zutiefst korrupt bezeichnet hatten. Für Obama ist es die zweite Afghanistan-Visite seit Beginn seiner Präsidentschaft. (dpa/AFP)

Quelle: Zeit Online

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