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Politik: Bloß nicht dorishörig

Es geht im Leben immer nur um eines: Schneide ich den roten oder den grünen Draht durch? Knallt es dann, gewinnt noch eine zweite Frage an Bedeutung: Wer war schuld an der Katastrophe?

Es geht im Leben immer nur um eines: Schneide ich den roten oder den grünen Draht durch? Knallt es dann, gewinnt noch eine zweite Frage an Bedeutung: Wer war schuld an der Katastrophe? Einer dieser Fälle war der Entschluss Gerhard Schröders, sich im vergangenen Jahr freiwillig zurücktreten zu lassen. Er hat damit einwandfrei den falschen Draht erwischt – doch war es sein ureigener Ratschluss?

Der „Stern“ hat diese Frage recherchiert. Münte und Gerd saßen damals in Hannover zusammen, und Doris Schröder-Köpf war auch dabei. Hat sie den Männerfreunden flink Bier und Chips gereicht und dann unten Hemden gebügelt? Nein, befand die Reporterin, möglicherweise habe sie sogar selbst die Idee der vorgezogenen … Weiter darf der Text hier nicht gehen, denn das Hamburger Landgericht hat soeben gegen den „Stern“ geurteilt, Frau Doris sei total unschuldig an der fatalen Entscheidung.

Nun ließe sich einwenden, dieser Rechtsstreit sei womöglich noch sinnloser als der bereits komplett sinnlose um die Frage, wie schwarze Farbe in des Exkanzlers Haupthaar gekommen sein könnte. Sollte ein so trautes Ehepaar nicht vernünftig genug sein, gemeinsam zu handeln und dies auch gemeinsam nach außen zu vertreten: „War nur so ’ne Idee, Genossen, sorry, hätte ja klappen können ...?“ Immerhin hat sich die Kanzlergattin einst sogar zur Erfindung des Begriffs „Agenda 2010“ bekannt, was ihr heute auch eher peinlich sein dürfte.

Vermutlich liegt die Erklärung für das angestrengte Gezanke bei den Männern von Gasprom. Russen! „Gospodin Schröder“, werden sie nach der „Stern“-Lektüre gedroht haben, „ein echter Mann und Aufsichtsrat tut nie, was seine Frau vorschlägt, sondern kommt auch auf die dussligsten Ideen allein.“ Was sollte Schröder da machen? Von den Russen als Weichei und Frauenversteher abgestempelt, ja, als dorishörig verlacht, nach Hannover zurückkehren?

Ging nicht. Deshalb das Dementi, deshalb der Prozess. Seltsamerweise hat Gasprom jetzt zeitgleich mit dem Hamburger Urteil gedroht, man könne den Gashahn in Richtung Europa jederzeit ein wenig zudrehen. Ein Zufall? Wo war Aufsichtsrat Schröder? Kam die Idee am Ende von Doris? Hoffentlich hat er nicht schon wieder den falschen Draht durchgeschnitten.

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