zum Hauptinhalt

Politik: Blühende Landschaften

Verteidigungsminister Struck besucht erstmals Kundus. Die Afghanen erwarten von ihm Hilfe im Kampf gegen den Drogenanbau

Um Afghanistans Drogenproblem kommt Peter Struck nicht herum. Am Freitag machte sich der Bundesverteidigungsminister auf den Weg ins nordafghanische Kundus, um die dort stationierten deutschen Soldaten zu besuchen. Und schon vor seiner Abreise forderten afghanische Politiker Hilfe im Kampf gegen den Drogenanbau. Aufgabe der Bundeswehr sei der „zivile Aufbau“, nicht die Bekämpfung von Drogenanbau und -handel, entgegnete Struck am Freitag im Deutschlandfunk. Tatsächlich hat der Bundestag sein Mandat für den Kundus-Einsatz der derzeit rund 220 deutschen Soldaten davon abhängig gemacht, dass diese sich nicht mit der Drogenmafia anlegen.

In der Praxis wird es den Deutschen jedoch schwer fallen, die illegalen Geschäfte in der Region zu ignorieren. Badachschan, eine von insgesamt vier afghanischen Provinzen unter deutscher Kontrolle, gehört zu den größten Drogenanbaugebieten des Landes. Mit einer Rekordproduktion von 3600 Tonnen Opium hat Afghanistan zwei Jahre nach dem Sturz der Taliban den zweifelhaften Titel des Weltmarktführers wiedererlangt. Zwei Drittel des illegal gehandelten Opiums, dem Grundstoff für Heroin, stammt aus dem Land am Hindukusch. Dort machen Drogenanbau und -handel 50 Prozent des Inlandsprodukts aus. „Es besteht die Gefahr, dass Afghanistan wieder zerfällt und in die Hände von Drogenkartellen und Terroristen gerät“, heißt es im neuesten Bericht des UN-Büros für Drogen und Kriminalität. Danach sind lokale Kriegsfürsten ebenso in den lukrativen Handel verwickelt wie Mitarbeiter der Provinzverwaltungen.

Offiziell, das betonte auch Struck am Freitag, hat Großbritannien die Aufgabe übernommen, die afghanischen Behörden bei der Drogenbekämpfung zu unterstützen. Doch die Methoden der Briten könnten zusätzlich Spannungen erzeugen: „Sie fackeln vielerorts Mohnfelder einfach ab, das ist keine Lösung“, sagte der Staatssekretär im Entwicklungsministerium, Erich Stather, dem Tagesspiegel. Den Bauern müssten Alternativen aufgezeigt werden. Eine deutsche Initiative ist auch hier indes nicht zu erwarten. Stather setzt vielmehr auf eine im Februar in Kabul geplante Anti-Drogenkonferenz: „Dort muss eine nationale Strategie entwickelt werden.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false