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Bolivien: 24-Stunden-Streik stürzt Morales in politische Krise

Ein gutes halbes Jahr nach seinem Amtsantritt durchlebt der linksgerichtete bolivianische Präsident Evo Morales seine bislang größte politische Krise. Mehrere Provinzen traten in einen 24-Stunden-Streik.

La Paz - Vier der reichsten Provinzen des Landes folgten am Freitag dem Aufruf der rechtsgerichteten Oppositionspartei Podemos zu einem 24-Stunden-Streik. Demonstranten blockierten die Hauptstraßen in die Nachbarländer Brasilien und Argentinien. In den Städten Santa Cruz, Tarija und Cobija kam es zu Ausschreitungen zwischen Anhängern und Gegnern des Präsidenten. Die Polizei setzte Tränengas ein. Unbekannte attackierten ein Büro des staatlichen Fernsehens mit einer Brandbombe. In Santa Cruz griffen rechtsradikale Jugendliche Geschäfte und eine Unterkunft für kubanische Ärzte an, wie Innenministerin Alicia Muñoz mitteilte.

Regierung: Proteste von Großgrundbesitzern mitfinanziert

Die Regierung erklärte, die Proteste in den östlichen Provinzen Santa Cruz, Tajira, Beni und Pando seien von Großgrundbesitzern und multinationalen Ölkonzernen finanziert worden. Zu der Aktion hatte die Partei Podemos von Ex-Staatschef Jorge Quiroga aufgerufen. Morales sagte, die Proteste seien ein Ausdruck der Verachtung, die die Eliten gegenüber der indianischen Bewegung hegten.

Morales war im Dezember 2005 als erster Ureinwohner Boliviens zum Präsidenten gewählt und Ende Januar vereidigt worden. Mit seiner Partei Bewegung für Sozialismus (MAS) will er eine Landreform und die Verstaatlichung der Erdgas- und Mineralienvorkommen durchsetzen. Obwohl Bolivien über reiche Bodenschätze verfügt, ist es das ärmste und politisch instabilste Land Südamerikas. In den Protesten zeigt sich jedoch, wie gespalten das Land auch ist: Der Westen, wo vor allem Quechua- und Aymara-Indianer leben, ist arm. Im Osten, in dem sich unter anderem die bedeutenden Erdgasvorkommen befinden, leben hingegen die reicheren Weißen und ihre Nachkommen. (tso/AFP)

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