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Am Sonntagabend wurde die Gegend in der Budapester Innenstadt, in der sich am Abend zuvor der Anschlag ereignete, von der Polizei abgesperrt.

© dpa

Bombenanschlag in Budapest: Polizisten waren Ziel des Anschlags

Zwei Beamte waren bei der Detonation am Samstagabend schwer verletzt worden. Zu einem möglichen terroristischen Hintergrund machte der Polizeichef keine Angaben.

Ein Bombenanschlag hat zwei Polizeibeamte im Zentrum von Budapest schwer verletzt. „Die vorliegenden Indizien lassen zweifelsfrei darauf schließen, dass die Polizisten das Ziel des Angriffs waren“, erklärte der ungarische Landespolizeikommandant Karoly Papp am Sonntagabend auf einer Pressekonferenz in Budapest. Das Motiv der Tat in der Nacht zum Sonntag war zunächst unklar. „Die gesamte ungarische Polizei war das Ziel, man wollte meine Polizisten hinrichten“, sagte Polizeichef Papp.

Die Polizei sucht nach einem Mann im Alter zwischen 20 und 25 Jahren, der die Tasche oder den Koffer mit dem Sprengsatz am Ort der Explosion abgestellt hatte. Die Bombe beschrieb Papp als selbstgemacht, „unter Verwendung von Material mit Splitterwirkung“.

Die Explosion erschütterte am Samstag um 22.36 Uhr den Theresien-Ring und den Oktogon-Platz in einem beliebten Ausgehviertel mit zahllosen Bars und Restaurants in der Budapester Innenstadt. Nach Medienberichten detonierte der Sprengsatz am Boden vor einem Wohnhaus. Eine Polizistin wurde lebensgefährlich, ein Polizist schwer verletzt. Polizeikommandant Papp beschrieb den Zustand der beiden als stabil.

Dramatisch inszenierte Pressekonferenz

Auf die Frage eines Journalisten, ob es sich um einen Terroranschlag handelte, wollte Papp nicht antworten. „Die ermittelnde Staatsanwaltschaft spricht von sieben möglichen Versionen“, sagte er. „Mehr kann ich derzeit dazu nicht sagen.“

Augenzeugen zufolge wurden in der Umgebung der Explosion viele Nägel gefunden, mit denen der Sprengsatz gefüllt war, offenbar um eine besonders verheerende Wirkung zu entfalten. Insofern hätte auch mehr passieren können - gerade am Samstagabend gehen in diesem Stadtteil viele Ungarn und Touristen gerne aus. Nach Darstellung Papps machen Polizisten dort seit anderthalb Jahren verstärkt Streifengänge.

Die Pressekonferenz am Sonntagabend wies eine durchaus dramatische Inszenierung auf. Bevor Papp und ein Vertreter der Oberstaatsanwaltschaft das Wort ergriffen, wurde eine Tonbandaufzeichnung mit den Hilferufen des verletzten Streifenpolizisten eingespielt.

Über die Motive des Anschlags wurde in der Öffentlichkeit gerätselt. In unmittelbarer Nähe des Tatorts liegt ein Nacht-Club, der schon vor Jahren Ziel eines Bombenanschlags war. Dieser wurde damals auf einen Konflikt zwischen rivalisierenden Mafia-Banden zurückgeführt. 

Zugleich ist die politische Atmosphäre in Ungarn aufgeheizt. In einer Woche, am 2. Oktober, sollen die Bürger des Landes bei einem Referendum über die Ablehnung von EU-Quoten zur Verteilung von Asylbewerbern abstimmen. Die Volksabstimmung wurde von der Regierung des rechts-konservativen Ministerpräsidenten Viktor Orban initiiert. (dpa)

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