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Politik: Bombenattrappe in der Post für Simonis

Die Sperrung des schleswig-holsteinischen Finanzministeriums wegen eines verdächtigen Päckchens ist am Montagmittag aufgehoben worden. Es war "nur" eine Bombenattrappe - die Erleichterung bei den Sicherheitskräften hielt sich dennoch in Grenzen.

Kiel (14.03.2005, 14:55 Uhr) - Kabel drückten sich durch die Verpackung des Päckchens, das an Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) adressiert war. Die Mitarbeiter der Poststelle von Landtag und Staatskanzlei in Kiel reagierten am Montagvormittag sofort. Sie legten das gut 20 Zentimeter lange Objekt in das Röntgengerät für verdächtige Post. Was sie dann sahen, ließ ihren Atem stocken: Kabel, eine Batterie und ein verdächtiges Pulver enthielt die Postsendung. Der Sicherheitsbeauftragte des Landtags, Thomas Wentz, gab Alarm. Er ließ das Finanzministerium, in dem auch Teile der Staatskanzlei untergebracht sind, sofort räumen.

Um 11.21 Uhr standen rund 250 Mitarbeiter auf der Straße. Während sie noch rätselten, warum sie in eisigem Wind schon eine unfreiwillige Mittagspause machen mussten, machte sich der Kampfmittelräumdienst auf den Weg ins Regierungsviertel. «Das Päckchen hat alle Merkmale einer Paketbombe», sagte ein Mitarbeiter der Poststelle sichtlich nervös.

Nachdem sich Einsatzleiter Elmar Wartmann gemeinsam mit einem Mitarbeiter das verdächtige Päckchen angesehen hatten, lautete seine erste Bilanz: «Das sieht kriminell aus.»

Gut 20 Minuten später gab Wartmann Entwarnung: «Das war eine gut gemachte Attrappe.» Das Pulver sei vermutlich Gips gewesen. Die Erleichterung, dass es «nur» eine Attrappe war, hielt sich bei Polizei und den Sicherheitskräften in Grenzen.

Nach Auskunft von Wentz ist die Kontrolle der Post seit der Landtagswahl vom 20. Februar noch intensiver geworden. Droh- und Schmähbriefe seien an der Tagesordnung. Die Mitarbeiter der Poststelle würden deshalb auch immer wieder vom Kampfmittelräumdienst geschult, um verdächtige Post rechtzeitig zu entdecken.

Das Päcken für die Regierungschefin passt in das Klima, das seit der Wahl in Schleswig-Holstein herrscht. Politiker des Südschleswigschen Wählerverbandes wurden wegen der angekündigten Unterstützung von Rot-Grün massiv unter Druck gesetzt. Die SSW-Vorsitzende im Landtag, Anke Spoorendonk, erhielt eine Morddrohung und bekam Personenschutz. Die Kritik an der geplanten Minderheitsregierung reißt nicht ab. Erst am Samstag hatten rund 2000 Menschen gegen Rot-Grün und für eine große Koalition demonstriert. Die Mitarbeiter der Poststelle werden in den nächsten Tagen wohl weiter besonders aufmerksam arbeiten.

(Von Rüdiger Ewald, dpa) ()

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