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Politik: Bombengeschäfte

Pakistan hat Nordkorea beim Aufbau seines Atomprogramms geholfen

Es war ein Tauschgeschäft, das beide Länder wohl lieber geheim gehalten hätten: Durch die Lieferung von Spezialgeräten und Know-how hat Pakistan nach US-Informationen Nordkorea beim Bau von Atomwaffen unterstützt. Das Regime in Pjöngjang soll im Gegenzug seine Raketentechnologie nach Pakistan verkauft haben.

US-Spionagesatelliten hätten ein pakistanisches Frachtflugzeug beobachtet, das im Juli dieses Jahres eine unbekannte Fracht auf einem Flughafen in Nordkorea geladen habe, berichtet die „New York Times“. In Washington, Tokio und Seoul ist man sicher, dass es sich dabei um in Nordkorea produzierte Raketenteile gehandelt hat.

Die geheimnisvolle Zusammenarbeit zwischen den beiden Militärregimen war in den vergangenen Wochen durch undichte Stellen bei Geheimdiensten bekannt geworden. Demnach sollen beiden Staaten bereits seit Jahren militärische Geheimnisse miteinander austauschen. Besonders heikel ist dabei, dass Pakistan offenbar Nordkorea beim Aufbau eines auf Uran basierenden Atomwaffenprogramms unterstützte. Japans Regierung nimmt an, dass Pakistan seit 1998 mindestens 2000 Spezialzentrifugen zur Anreicherung von Uran nach Nordkorea lieferte. Pjöngjang hatte im Oktober gegenüber den USA die Existenz eines Uran-Waffenprogramms eingestanden und damit eine neue Phase der Spannungen auf der koreanischen Halbinsel ausgelöst.

Nicht minder brisant ist die militärische Hilfe, die Islamabad als Gegenleistung von Nordkorea erhielt. Pakistan, das seit Jahren mit dem Nachbarn Indien um die Wette aufrüstet, soll von Pjöngjang die Blaupausen zum Bau von Trägerraketen geliefert bekommen haben. Pakistan und Indien hatten 1998 erstmals die Atombombe gezündet und gelten seitdem als inoffizielle Atommächte. Nordkorea verfügt über ein ausgefeiltes Trägersystem aus Kurz- und Mittelstreckenraketen und ist kurz davor, auch Langstreckenraketen zu entwickeln. Militärexperten vermuten seit längerem, dass die pakistanische Ghauri-III eine Kopie der nordkoreanischen Nodong-Rakete ist.

Die heimliche militärische Zusammenarbeit zwischen Pakistan und Nordkorea soll den Angaben zufolge bereits im Jahr 1993 begonnen haben. Damals machte Pakistans neu gewählte Premierministerin Benazir Bhutto nach einer China-Reise einen überraschenden Abstecher nach Nordkorea. Mit ihr reisten mehrere hochrangige Militärs, die das Abkommen mit Pjöngjang aushandelten. In den vergangenen Jahren soll Pakistans Chefentwickler, der Atomwissenschaftler Qadeer Khan, mehrmals nach Nordkorea gereist sein. Pakistans Regierung um den Militärmachthaber Pervez Musharraf, seit dem Krieg in Afghanistan ein wichtiger militärischer Verbündeter der USA, streitet die Vorwürfe ab.

Islamabad ist unter Druck. Als Pakistan in den neunziger Jahren nukleare Technologie in China kaufte, drohte Washington mit Sanktionen. Diesmal werden es die USA wohl kaum so weit kommen lassen. Außenminister Colin Powell sprach Anfang der Woche zwar von möglichen „Konsequenzen“, falls Islamabad und Pjöngjang weiter militärische Kontakte pflegten. „Im Moment ist mir jedoch nichts Wichtiges berichtet worden, um das ich mich kümmern muss“, sagte Powell. Im US-Geheimdienst ist man dennoch ziemlich pikiert. Das pakistanische Flugzeug sei nicht nur frech unter den Augen der Spionagesatelliten in Nordkorea gelandet, so die „New York Times“. Die Maschine, eine Lockheed C-130, stammte darüber hinaus auch noch aus US-Produktion. Im vergangenen Jahr hatte Musharraf US-Präsident Bush noch erklärt, dass sie zum Anti-Terror-Kampf eingesetzt werde.

Harald Maass[Peking]

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