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Politik: Bonn-Korrespondent Klaus Dreher im Interview

Nein, umgeschrieben werden muss sie nicht. Sie muss aber ergänzt werden.

Nein, umgeschrieben werden muss sie nicht. Sie muss aber ergänzt werden. Dass Helmut Kohl zur Erlangung und Erhaltung von Macht immer mit Belohnung und Bestrafung gearbeitet hat, wussten wir. Dass er sehr verschwenderisch Posten verteilt und wieder entzogen hat, wussten wir auch. Dass über unbekannte Konten Geld geflossen ist, das er ebenfalls für den gleichen Zweck verwendet hat, das war uns unbekannt.

Haben die neuen Erkenntnisse Ihr Kohl-Bild zerstört? Inwieweit hat es sich verändert?

Mein Kohl-Bild ist nicht zerstört worden. Allenfalls das Kohl-Bild derer, die sich Illusionen über diesen Mann gemacht haben. Zu denen haben diejenigen nicht gehört, die ihm und seinem freizügigen Gebrauch der Macht gegenüber immer skeptisch gewesen sind. Insofern ergänzt es mein Kohl-Bild, aber es verändert es prinzipiell nicht.

Welche Frage würden Sie Herrn Kohl heute stellen wollen?

Als ich meine Kohl-Biografie geschrieben habe, hat er sich geweigert, mir Fragen zu beantworten, mit der Begründung, er würde nur dann antworten, wenn er das Manuskript einsehen dürfte. So habe ich es ohne ihn gemacht. Und für eine Neuauflage der Biografie würde ich ebenfalls wieder ohne Kohl auskommen. Außerdem halte ich es für aussichtslos, Helmut Kohl zu befragen, in der Hoffnung, man könne die Wahrheit von ihm erfahren. Er hat ein gewaltges Verdrängungspotenzial und lässt da keinen an sich heran.

Was wird aus Helmut Kohl?

Er hat früher ja schon mal angekündigt, er würde sein Mandat 2002 ablegen. Er ist dann 72 Jahre alt. Er hat allerdings auch früher in Bezug auf die Kanzlerschaft erklärt, er würde sie abgeben, und hat es doch nicht getan. Aber ich denke, wenn seine Zeit gekommen ist, wird er ein Staatsbegräbnis bekommen. Von den Demoskopen lernen wir, dass die Persönlichkeitsbilder am stabilsten sind, bei denen Licht und Schatten zusammenwirken. Dass bei einer großen Persönlichkeit - und das ist Kohl - die Verdienste sehr nahe bei den vermuteten Gesetzesverstößen liegen, das wundert nicht.Klaus Dreher war Bonn-Korrespondent der "Süddeutschen Zeitung". 1998 erschien sein Buch "Helmut Kohl. Leben mit Macht".

Haben die neuen Erkenntnisse Ihr Kohl-Bild zerst&o

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