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Brandkatastrophe: Angebliche Drohungen verstärken "Nazi-Verdacht"

Das Unglück von Ludwigshafen wird in der Türkei zunehmend als mutmaßliche Tat von Brandstiftern gelesen. Angehörige der Opfer hatten in der türkischen Presse von rechtsradikalen Drohungen gegen die Hausbesitzer berichtet.

Vor dem verheerenden Wohnhausbrand von Ludwigshafen soll es nach türkischen Presseberichten rechtsradikale Drohungen gegen die Hausbesitzer aus der Türkei gegeben haben. Die Familie Kaplan sei bereits nach ihrem Einzug in das Ludwigshafener Eckhaus von jungen deutschen Rechtsradikalen bedroht worden, meldete die türkische Zeitung "Zaman" unter Berufung auf Angehörige der Opfer im südosttürkischen Gaziantep. Die Drohungen haben die Familie erreicht, nachdem im Erdgeschoss des Hauses ein türkisches Kaffeehaus eingerichtet worden war. Das erklärte Ismail Ceylan, ein Verwandter der Ludwigshafener Familie. Die Kaplans hätten die Drohungen zur Kenntnis - aber nicht ernst genommen.

Mehrere türkische Blätter wollen außerdem gewusst haben, dass in der Nähe des Brandortes in Ludwigshafen ein türkenfeindlicher Hetzspruch an eine Wand gesprüht worden sei. Besonders nach dem Bekanntwerden von Zeugenaussagen, wonach das Feuer von einem Deutsch sprechenden Mann gelegt worden sein soll, hat sich in der türkischen Öffentlichkeit der Verdacht verstärkt, dass der Tod von neun Menschen bei der Katastrophe die Folge eines Anschlags sein könnte. "Nazi-Verdacht", schrieb die Zeitung "Sabah" heute auf ihrer Titelseite. Die Tageszeitung "Yeni Safak" meldet, in Ludwigshafen gehe eine "Nazi-Kommission" der Polizei dem Verdacht der Brandstiftung nach. Auch ein bisher ungeklärter Brand in einem vorwiegend von Türken bewohnten Haus in Herne wurde von türkischen Medien als mutmaßlicher Anschlag gewertet.

Am Dienstagabend war der für Auslandstürken zuständige Staatsminister Murat Yazicioglu zusammen mit Experten der türkischen Polizei in Deutschland eingetroffen. Die Experten sollen die Ermittlungen der deutschen Behörden begleiten. Mit Stolz meldeten türkische Medien, dass der Retter des achtmonatigen Jungen, der von verzweifelten Verwandten aus dem Fenster des brennenden Hauses geworfen worden war, ein deutscher Polizist türkischer Herkunft gewesen sei. (dm/AFP)

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