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Polizeieinsatz in Rios Armenhaus. Ordnungshüter in einer Favela in der Nähe des berühmten Stadtteils Copacabana.

© AFP

Brasilien in Aufruhr: Gewalt an der Copacabana - 30-Jähriger getötet

Bei einer Auseinandersetzung mit Bewohnern einer Armensiedlung in Rio hat die Polizei Hubschrauber, Tränengas und Schusswaffen eingesetzt. Ein 30-Jähriger starb dabei durch einen Schuss.

Bewohner einer Armensiedlung haben sich in Rios populärem Touristen-Viertel Copacabana Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Nach örtlichen Medienangaben wurde dabei ein etwa 30 Jahre alter Mann durch einen Schuss getötet. Er sei bereits tot gewesen, als er im Krankenhaus ankam. Wer den Schuss abgab, war zunächst unklar. Auslöser der Proteste war der Tod eines 26-Jährigen. Dessen Leiche wurde am Dienstag in einem Schulgebäude in der Favela Pavão-Pavãozinho gefunden, die zwischen den Vierteln Copacabana und Ipanema liegt.

Bei dem Toten handelt es sich um einen Tänzer, der unter dem Künstlernamen DG regelmäßig in einer beliebten TV-Musiksendung auftrat. Freunde und Verwandte sagten aus, er sei von Polizisten zu Tode geprügelt worden, berichtete die Zeitung „O Globo“ in ihrer Internetausgabe. Die Polizeiführung widersprach dieser Darstellung und ordnete eine Untersuchung der Todesursache an.

Brennende Barrikaden am Eingang der Favela

Der Zugang zur Favela wurde mit brennenden Barrikaden blockiert. Die Polizei war mit vielen Einheiten im Einsatz. Die Ordnungskräfte setzten Hubschrauber, Tränengas und Schusswaffen ein, um die Menge auseinander zu treiben. Die Auseinandersetzungen dauerten mehrere Stunden an und legten den Verkehr in der Gegend lahm. Barrikaden am Eingang des Favela brannten lichterloh. Viele Touristen in Copacabana konnten ihre Hotels nicht mehr verlassen. Mehrere Hauptstraßen wurden gesperrt. Ein Zwölfjähriger wurde bei den Auseinandersetzungen angeschossen.

Bereits am Osterwochenende war es in Rios Nachbarstadt Niteroi zu ähnlichen Ausschreitungen gekommen. Zwei junge Männer waren zuvor bei Polizeieinsätzen ums Leben gekommen.

In Rio findet am 13. Juli das Endspiel der Fußball-WM statt. Die Viertel Copacabana und Ipanema liegen in Rios Südzone und gehören zu reichsten Stadtteilen der Stadt. Im Vorfeld der WM ist die Polizeipräsenz in den Armenvierteln Rios stark erhöht worden.

Seit gut fünf Jahren versucht die Stadtregierung von Rio de Janeiro, die von Drogenbanden dominierten Armenviertel mit der Stationierung sogenannter Befriedungspolizisten unter Kontrolle zu bringen. Trotz anfänglicher Erfolge kritisieren viele Bewohner und Menschenrechtler eine Militarisierung der Favelas und insbesondere das oft gewalttätige Vorgehen der Polizisten. Die zahlreichen Todesopfer bei den Polizeieinsätzen werden von der Regierung mit dem Kampf gegen das organisierte Verbrechen gerechtfertigt. (dpa/epd)

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