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Schon öfter wurde die Polizei mit Verbrechen in Verbindung gebracht.

© dpa

Willkür, Folter, Mord: Brasiliens Militärpolizei wird Tötung vorgeworfen

Der Fall Amarildo de Souza wurde wohl aufgeklärt. Demnach wurde der Maurer von brasilianischen Militärpolizisten gefoltert und ermordet. Diese sind für Korruption, Beweisfälschung, Ineffizienz und Skrupellosigkeit berüchtigt.

Nun ist es so gut wie Gewissheit: Amarildo de Souza wurde von Militärpolizisten gefoltert und ermordet. Der 43-jährige Maurer war Mitte Juli nach seiner Festnahme in einer Favela von Rio de Janeiro spurlos verschwunden. Der Fall hatte international für Aufsehen gesorgt, Amnesty International schaltete sich ein, auch der Tagesspiegel berichtete. „Wo ist Amarildo?“, fragten sich nicht nur viele Brasilianer. Sein Verschwinden wurde zum Symbol für die Willkür der brasilianischen Polizei. Besonders heikel war, dass die für das Amarildos Festnahme verantwortliche Einheit zu Rios „Befriedungspolizei“ UPP gehört. Diese soll die Stadt im Vorfeld der Fußball-WM und der Olympischen Spiele sicherer machen und das Vertrauen der armen Bevölkerung in den Favelas gewinnen.

Zehn UPP-Beamten, darunter ein Kommandant, wurden nun von einer Mordkommission beschuldigt, Amarildo mit Elektroschocks und einer über den Kopf gezogenen Plastiktüte gefoltert zu haben. Sie wollten Informationen über Drogendealer in der Favela Rocinha erpressen, in der Amarildo mit seiner Frau und sechs Kindern lebte. Mindestens drei weitere Bewohner der Favela haben mittlerweile ausgesagt, auf der gleichen UPP-Wache gefoltert worden zu sein. Amarildo, der Epileptiker gewesen sei, habe der Folter jedoch nicht widerstanden und sei gestorben, so die Untersuchung der Mordkommission. Die Polizisten hätten seine Leiche danach verschwinden lassen und behauptet, Amarildo habe die Wache in Rocinha wieder verlassen. Sie setzten die Version in die Welt, eine Drogengang sei für sein Verschwinden verantwortlich. Der UPP-Kommandant in Rocinha soll öffentliche Gelder dazu benutzt haben, Zeugen für Falschaussagen zu bezahlen.

Allerdings schenkten nur wenige Brasilianer den Behauptung der beteiligten Beamten glauben. Brasiliens Militärpolizei, zu der die UPP gehört, ist für Korruption, Beweisfälschung, Ineffizienz und Skrupellosigkeit berüchtigt. Die brasilianische Anwaltsorganisation OAB veröffentlichte dieses Jahr eine Untersuchung, nach der alleine im Staat Rio de Janeiro zwischen 2001 und 2011 sage und schreibe 10000 Menschen bei Zusammentreffen mit der Polícia Militar ums Leben kamen. Es bedeutet, dass auf 16000 Bürger ein von der Polizei getöteter kommt. In den USA liegt die Rate bei 1,05 Millionen Bürgern pro Toten.

Trotz der ansatzweisen Aufklärung von Amarildos Mord fehlen weiterhin seine sterblichen Überreste. Nachdem die Polizei bereits Leichen in einem Abwasserkanal und in einem Waldstück gefunden hat, die jedoch nicht Amarildo waren, untersucht sie nun die weit von Rio de Janeiro entfernt aufgefundenen Überreste eines ermordeten und verbrannten Menschen. Die zehn des Mordes an Amarildo beschuldigten Polizisten verneinen jede Verstrickung in den Fall.

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