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Politik: „Bremer Taliban“ soll in Türkei geflogen werden Aus Guantanamo entlassen – Warten in Incirlik

Die Odyssee des „Bremer Taliban“ geht weiter: Der 22-jährige Lehrling Murat Kurnaz aus der Hansestadt, der vor dreieinhalb Jahren als angeblicher Terrorist in Pakistan gefasst wurde, sollte am vergangenen Wochenende vom US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba in die Türkei geflogen werden, die Heimat seiner Eltern. Die türkischen Behörden wurden entsprechend informiert.

Die Odyssee des „Bremer Taliban“ geht weiter: Der 22-jährige Lehrling Murat Kurnaz aus der Hansestadt, der vor dreieinhalb Jahren als angeblicher Terrorist in Pakistan gefasst wurde, sollte am vergangenen Wochenende vom US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba in die Türkei geflogen werden, die Heimat seiner Eltern. Die türkischen Behörden wurden entsprechend informiert. Doch auf dem von den USA genutzten Luftwaffenstützpunkt Incirlik bei Adana im Süden der Türkei kam er nicht an. Kurnaz sei wider Erwarten nicht im Flugzeug gewesen, erklärte die Polizei in Adana. Dabei war die Mutter des in Bremen geborenen Türken schon in den Heimatort seiner Familie südöstlich von Istanbul gereist, um ihren Sohn in Empfang zu nehmen.

Kurnaz verschwand im Oktober 2001 aus Deutschland; angeblich hatte er kurz zuvor Kontakte zu radikalen Predigern in einer Bremer Moschee gehabt. Vier Monate später wurde er in Pakistan aufgegriffen und als angeblicher Al-Qaida-Anhänger nach Kuba gebracht. In Guantanamo sei Kurnaz ohne Grund drei Jahre lang inhaftiert und auch gefoltert worden, sagen die Anwälte des einzigen aus Deutschland stammenden Häftlings im berüchtigten US-Lager. Unter anderem sei er mit Elektroschocks gequält worden.

Dass Kurnaz freikommen sollte, hatte sich in den letzten Tagen angedeutet. US-Behördenvertreter kündigten bei ihren türkischen Kollegen die bevorstehende Abschiebung an. Daraufhin setzte die türkische Polizei die Familie von Kurnaz in Adapazari im Nordwesten der Türkei ins Bild. Doch die Polizei in Adana und die Familie Kurnaz in Adapazari warteten vergeblich.

In jüngster Zeit war Bewegung in den Fall Kurnaz gekommen. Die US-Armee warf ihm Kontakte zum Terrornetzwerk Al Qaida vor, hatte aber keine gerichtsverwertbaren Beweise in der Hand. Seit mehrere Gerichtsurteile in den USA klarstellten, dass auch die in Guantanamo inhaftierten Terror-Verdächtigen verfassungsmäßige Rechte haben, gerät die US-Regierung in Bedrängnis. Als Konsequenz aus den Urteilen schickte Washington bereits einige Guantanamo-Häftlinge in ihre jeweiligen Herkunftsländer zurück.

Insgesamt hatten die Vereinigten Staaten in den vergangenen Jahren elf türkische Staatsbürger in Guantanamo interniert, darunter Kurnaz. Bisher wurden nur drei freigelassen. Ob und wann Kurnaz nun in die Türkei geschickt wird, ist nicht klar. Aus der amerikanischen Botschaft in Ankara verlautete, es sei ungewiss, wann der nächste türkische Staatsbürger aus Guantanamo entlassen werde.

Fest steht aber schon jetzt, dass der Fall Kurnaz auch nach der Rückkehr des Schiffbau-Lehrlings in die Türkei noch nicht abgeschlossen sein wird. Kurnaz’ Mutter Rabia will die US-Regierung auf vier Milliarden Dollar Schmerzensgeld verklagen und nahm deshalb ihre Anwälte mit in die Türkei, als sie Murat in Empfang nehmen wollte. Der deutsche Anwalt Bernhard Docke und sein amerikanischer Kollege Baher Azmy begleiteten Rabia Kurnaz nach Sakarya, südöstlich von Istanbul, wo sie erstmals persönlich mit ihrem Mandanten sprechen wollten. Daraus wird nun zumindest vorerst nichts.

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