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Politik: Bundespräsident Rau gibt ein Essen zu Ehren von Lothar de Maizière

Viele Rechte hat der Bundespräsident nicht. Aber er kann Zeichen setzen.

Viele Rechte hat der Bundespräsident nicht. Aber er kann Zeichen setzen. Das Essen, das Bundespräsident Rau am Mittwochabend im Schloss Bellevue gegeben hat, war ein solches Zeichen. Es galt Lothar de Maizière, aber eigentlich galt es - was einen kleinen, aber wichtigen Unterschied macht - dem letzten Ministerpräsidenten der DDR. Auf den zehnten Jahrestag dieser Wahl am 12. April 1990 war der Abend bewusst terminiert worden. Und Johannes Raus kluge Rede ließ keinen Zweifel daran, wie hoch er die Anstrengung der Ostdeutschen einschätzt.

Die bedeutsame Platzierung ließ Lothar de Maizière kaum mehr als die Rolle des Zeitzeugen. Der gibt die Anekdoten dazu. Er war ja zum Beispiel, merkte er an, gar nicht Ministerpräsident, sondern Vorsitzender des Ministerrats - soweit war die DDR, die so ihren Regierungschef beschrieb, damals durchaus noch die DDR. Auch hätte er eigentlich seinen Eid auf eine DDR-Verfassung leisten müssen, in der der Einheit der Nation eine Absage erteilt wurde. Das kam für ihn nicht in Frage. So musste die DDR-Volkskammer zunächst eine Verfassungsänderungen beschließen, bevor das Kabinett seine Ämter übernehmen konnte. Was alles zusammen deutlich macht, wie offen die Situation war, in die hinein die erste frei gewählte Regierung der DDR startete.

Für einen guten Teil dieser abenteuerlichen Geschichte standen an diesem Abend die Gäste. Es waren fast ausschließlich Ostdeutsche, Namen, die heute vor allem die Erinnerung an das Unglaubliche dieses Anfangs heraufrufen - ein gutes halbes Dutzend der damals ernannten Minister, von Außenminister Markus Meckel bis zu Innenminister Peter Michael Diestel, dazu zwei der Moderatoren des Runden Tisches, Oberkirchenrat Martin Ziegler und Monsignore Karl-Heinz Ducke. Für die politische Prominenz reichte der Tisch des Bundespräsidenten - die CDU-Vorsitzende Angela Merkel, ihr Vorgänger Wolfgang Schäuble, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse.

Vielleicht hatte der Bundespräsident das wichtigste Wort am Anfang gesagt. Es war eine Festellung, die eine Botschaft an die Deutschen enthält: Der Blick zurück macht "aus Erinnerung Orientierung".

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