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Wie gut lagen die Umfragen?

© dpa

Bundestagswahl: Gar nicht so schlecht, das Wahlergebnis der Demoskopen

Forsa und Politbarometer lagen mit ihren Projektionen dem Wahlergebnis am nächsten. Wahlwetten waren dagegen weniger treffsicher.

Die Demoskopen sind besser als ihr Ruf. Auch wenn keines der großen Meinungsforschungsinstitute mit der jeweils letzten Umfrage das Ergebnis vom Sonntag genau auf dem Schirm hatte – was auch verwunderlich wäre angesichts der doch erheblichen Kurzfristfaktoren, die das Wahlverhalten mittlerweile prägen. Der Vergleich aber zeigt: Politbarometer & Co. lagen immerhin besser als die Wahlwetten, Wahlbörsen und Prognosemodelle, die nicht auf Umfragen basieren. Und am nächsten lag das häufig wegen seiner bisweilen abweichenden Zahlen kritisierte Forsa-Institut. Es sah in diesem Wahlkampf die SPD lange schlechter als alle anderen, lag damit aber nicht ganz falsch.

Nimmt man die Ergebnisse von Union, SPD, Grünen, Linken, FDP und AfD, dann ergibt sich bei Forsa (für RTL und „Stern“) eine Abweichung von 4,7 Prozentpunkten. Bei der Forschungsgruppe Wahlen (die das Politbarometer im Auftrag von ZDF und Tagesspiegel erstellt) sind es 4,9 Punkte. Das Institut für Demoskopie Allensbach (für die FAZ) liegt 5,2 Punkte daneben, Emnid (beliefert „Bild am Sonntag“) kommt auf eine Abweichung von 5,7 Punkten. Dagegen fallen GMS (7,1 Punkte), „Bild“-Demoskop Insa (8,1 Punkte) und Infratest dimap mit dem ARD-Deutschlandtrend (8,4 Punkte) doch deutlicher ab. Die Webseite Pollytix, die alle Umfragen im Schnitt wiedergibt, kam auf 5,3 Punkte.

Kein Umfrageinstitut sah die FDP unter fünf Prozent

Infratest und GMS haben in der Woche vor der Wahl keine Umfrage mehr veröffentlicht; dass die aktuelleren Erhebungen näher am Endergebnis lagen, spricht dafür, auch noch zum Wahltag hin die Bürger zu befragen. So werden die Bewegungen bei den Unentschiedenen besser erfasst. Kurz vor der Wahl wusste noch etwa jeder dritte Wahlberechtigte nicht, ob und wen er oder sie wählt.

Freilich sah kein Institut die FDP unter der Fünfprozentmarke, CDU und CSU lagen durchweg schlechter, die SPD und die Grünen dagegen meist etwas besser als am Wahlabend. Am nächsten kamen die Umfragen dem Linken-Ergebnis. Die wahltagnahen Erhebungen sahen auch die AfD zwischen vier und fünf Prozent.

Wahlwetten und Wahlbörsen schnitten ungenauer ab – wiewohl ihre Verfechter gern darauf hinweisen, dass diese Form der Prognose die besseren Ergebnisse liefere. Die Wahlwette bei „Spiegel online“ lag um 12,9 Punkte daneben, vor allem wegen eines zu hohen Grünen-Werts von 13 Prozent – hier wirkte wohl ein gruppenbedingter Optimismus verzerrend, weil der Wunsch Vater der Wette war. Bei wahlwette.net waren es immerhin nur 8,9 Punkte, die Wahlbörse von Prognosys hatte eine Abweichung von 9,3. Das Prognosemodell des Informationsdienstes election.de schloss mit 7,8 Punkten neben dem Wahlergebnis. Von den wissenschaftlichen Modellen kam die Berliner Hertie School mit 47,1 für Schwarz-Gelb der Wahrheit zwar nahe – nur sah das Modell nicht voraus, dass die FDP aus dem Bundestag segelt.

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