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Das «#fedidwgugl Haus» der CDU ist eine nette Spielerei im Wahlkampf, nur leider völlig inhaltsleer.

© Michael Kappeler/dpa

Bundestagswahlkampf: Keine Inhalte für Jugendliche

Im Bundestagswahlkampf 2017 bemühen sich Parteien und Medien um die Jungwähler. Schön wäre es nur, wenn sie ihnen tatsächlich etwas anzubieten hätten. Ein Kommentar.

Am Ende platzte Jens Spahn der Kragen. Man könne doch keine 1000 Themen in 90 Minuten packen und überhaupt, wer habe sich diese Sendezeit ausgedacht? Nun – es entspricht offenbar der gängigen zeitgenössischen Einschätzung, dass die Generation der Digital Natives nur zwischen 13 Uhr und vier Uhr morgens am Bildschirm eines internetfähigen Geräts aufnahmefähig ist – jedenfalls verlegte die ARD ihre Wahlsendung für Jugendliche „Überzeugt uns!“ auf den Sendeplatz um 23 Uhr. Und nicht nur das. Das Format ist symptomatisch für den gesamten Jugend-Wahlkampf zur Bundestagswahl: Die Moderatoren reduzierten „die Jugend“ auf den Second Screen und ihr Interesse für die Frage, wie high ein Vaporizer macht. Neu gelernt über uns haben wir auch, dass unsere Aufmerksamkeitsspanne der Länge eines Katzen-Gif entspricht und es zwingend bunter Bilder zur Untermalung bedarf, um uns zu elektrisieren. Und Gott behüte, dass eine Erklärung mehr als zweieinhalb Sätze umfasst, das wäre wirklich zu kompliziert für uns!

Für die Politik sind Jugendliche eine außerirdische Spezies

Das Gefühl, als junger Mensch als eine Art außerirdische Spezies, unbeeinträchtigt von Banalitäten wie Arbeit, Wohnen und Gesundheit, wahrgenommen zu werden, kommt auch bei so manchem Wahlkampfeinfall der Politik auf. Die CDU fasste ihr Programm auf Twitter mit dem Hashtag #fedidwgugl zusammen, ein Akronym des Slogans „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“. Um die Bewerbung als Unwort des Jahres 2017 zu unterstützen, wurde dazu noch ein ganzes fedidwgugl-Haus eingerichtet. Herzstück des Ganzen – witzig, witzig – ist ein 750 Kilo schweres Herz aus Plüsch. Welche Botschaft versteckt sich da? Die Liebe der Kanzlerin reicht für uns alle?

Wenn die Kanzlerin sich für Online-Spiele auf der Gamescom interessiert und von Youtubern zu ihrer Regierungsarbeit befragen lässt, fühlt man sich zwar tatsächlich kurz angesprochen, doch das Gefühl der Unzufriedenheit bleibt – weil all das jeglichen Inhalts entbehrt. Eine Politik für die Jugend des Landes? Konkrete Maßnahmen für den Klimaschutz, damit man auch in fünfzig Jahren noch „gut und gerne“ hier leben kann? Ein Rentenkonzept, das weiter als 2030 reicht? Fehlanzeige.

Die CDU verliert 134 Worte zur Zukunft der Jugend

Es reicht nicht, mit jüngeren Menschen in irgendeinem hypermodernen Format zu sprechen. Man muss auch etwas zu sagen haben. Wenn die Ideen der CDU zu den Chancen für die Jugend sich im Wahlprogramm in 134 Wörtern ausdrücken lassen, muss man ihnen das vorgebliche Interesse an der Generation Y nicht abkaufen.

In den Nürnberger Nachrichten wurde neulich debattiert, welcher CSU-Politiker den bayerischen Innenminister Herrmann nach einem Wechsel nach Berlin beerben könnte. Zur Personalie einer 49-jährigen Landtagsabgeordneten hieß es da, für sie spräche der „Jugendbonus“ der U50-Generation in der Partei. Damit ist zur derzeitigen Politik für die Jungen eigentlich alles gesagt.

Es gibt sie nämlich nicht.

Jana Vogel

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